laut.de-Kritik
Heißer Anwärter auf das Punkrock-Album des Jahres.
Review von Andreas DittmannBoysetsfire müssen sich immer an ihrem eigenen Meilenstein messen lassen: "After The Eulogy" übertraf die beiden (auch sehr tollen) Nachfolger um Längen. Die Dringlichkeit, Aggressivität und Vielschichtigkeit: schlicht unerreicht. Die Platte mit dem Refused-Klassiker "The Shape Of Punk To Come" zu vergleichen, ist definitiv gerechtfertigt. Wie die Schweden gaben die Jungs damals dem Hardcore entscheidende Impulse.
Während der siebenjährigen Album-Abstinenz der Amis hat sich nun einiges im (Post-)Hardcore getan. Man denke an Touché Amoré, La Dispute oder Letlive, die allesamt und auf unterschiedliche Weise mit dem Genre umgehen, kombinieren und sich darin austoben. Dass Boysetsfire die Szene noch einmal extra aufrütteln, braucht niemand zu erwarten.
Aber sie ruhen sich auch nicht auf ihrem Erfolg von damals aus. "While A Nation Sleeps ..." wirkt genauso ansteckend, leidenschaftlich, wütend und intensiv wie die Platten vorher. Von Unsicherheit, Vorsicht oder gelangweilter Routine keine Spur. Boysetsfire wollen es wirklich noch einmal wissen. Aber richtig. Die Band prescht vor, verteilt ein paar gewaltige Arschtritte gegen "die da oben", nimmt die Verletzten und Traurigen in den Arm und stimmt immer wieder ihre Faust-in-die-Luft-Parolen an.
Dabei dauert es erstaunlich lange, bis die Platte richtig loslegt. Erst darf der Bass ein wenig rollen, Nathan Gray fängt derweil an, sich warm zu keifen, dann haut die Band rein. "Until Nothing Remains", derb und brutal, zeigt Boysetsfire von einer aggressiven Seite. Das Feuer brennt noch immer lichterloh. Die Single "Closure" schließt nahtlos an den Klassiker "Rookie" an: hymnisch, melodisch, hart.
Auf "While A Nation Sleeps ..." passiert genau das, was man von Boysetsfire erwartet. Heftige Hardcore-Attacken ("Everything Went Black" oder "Far From Over") wechseln sich mit melodischen Punkrock-Songs ("Reason To Believe" oder "Never Said") ab. Mitunter kombinieren sie beides, wie im Opener. So weit, so bekannt.
Dennoch sprühen die Jungs Funken, pulsieren vor Energie und gehen so frisch und unverbraucht ans Werk wie vor einem Jahrzehnt. Vor allem diese Leidenschaft und Spielfreude machen das Album so toll. Hier funktioniert einfach alles: die Stimme aus dem Off hält die Songs zusammen: "More than machinery, we need humanity!". Grays fantastische Melodiebögen löst sein fieses Gekeife ab. Und natürlich die Punkrock-Riffs, der leichte Metal-Einschlag und die vielen Posthardcore-Momente, wie das Ende von "Altar Of God".
Auch wenn "While A Nation Sleeps ..." "After The Eulogy" wieder nicht toppt, ist es dennoch ein großartiges Comeback-Album - drei Jahre nach der Live-Wiederauferstehung. Vor allem ist es ein heißer Anwärter auf das Punkrock-Album des Jahres 2013.
6 Kommentare
Gut dass sie wieder da sind!
...ich hör´s gerade und bin fasziniert... Die alte Power ist zurück!
Alles, was BSF zu After the Eulogy Zeiten ausgemacht hat, ist zurück.
Danke!
Wenig Neues oder Unerwartetes, aber trotzdem starke Rückkehr mit viel Wut aber gleichzeitig auch den gewohnten Melodien. Wenig Bands können so gekonnt Hardcore, Emocore und Punkrock verknüpfen.
Wenn jemand meine ausführliche Kritik lesen möchte.
http://platten-blog.de/boysetsfire-while-a…
ich finds absolut geil, auch wenn ich erwartet hätte, dass es etwas ruhiger wird
Andreas hat sich hiermit verpflichtet eine Meilenstein-Rezi für After The Eulogy zu schreiben...ich freu mich darauf
After the eulogy wäre definitiv Meilensteinwürdig.