laut.de-Kritik
Beseelter Poprock von den Grand Prix-Dritten.
Review von Giuliano BenassiDer Anfang klingt überzeugend: ein Keyboard mit Moog-Sound führt eine hohe, beseelte Stimme ein, um plötzlich einer fetzigen E-Gitarre und einem pumpenden Bass den Weg frei zu machen. "Tonight we're gonna make it to the top!" verkündet der Sänger, und er hört sich so an, als würde er daran glauben.
In der Heimat Lettland und vielen osteuropäischen Staaten sind Prata Vetra alias BrainStorm seit Mitte der 90er Jahre gefeierte Stars. In Westeuropa machten sie durch ihrem Auftritt beim Gran Prix D'Eurovision vor drei Jahren auf sich aufmerksam, vor allem weil ihre Musik zwischen Britpop und A-ha nicht so recht zur Veranstaltung passte.
Die zwölf Stücke dieses Albums zeugen von einem guten Sinn für Melodien. Kraftvoll und leicht melancholisch erzählt Sänger Reynard Cowper von den Wirren des Lebens und, selbstverständlich, von der Liebe. Die Band begleitet ihn dabei, ohne allzu erwartbare Popstandards zu verwenden, allerdings auch eine Spur zu gefällig, um sich von der Konkurrenz deutlich abzusetzen.
Was auch das erklärte Ziel ist, denn mit diesem Album sollen BrainStorm den westeuropäischen Durchbruch schaffen. Dafür engagierten sie den Starfotografen Anton Corbijn, gingen in Dänemark sowie Deutschland ins Studio und holten Alex Silva (zuletzt Herbert Grönemeyer) und Steve Lyon (Depeche Mode, Cure, Paradise Lost) hinters Mischpult. Sicherlich fähige Menschen, die es aber zu gut gemeint haben. Die nette Melodie von "Passion" geht in einer viel zu bombastischen Klangmauer unter, während die Ballade "Reality Show", ein Duett mit der Lettin Linda Leen, in einem Meer an Streichern schier ertrinkt.
Da helfen auch elektronische Klänge oder gelegentlich eingeworfene Beats wie auf "For A Better Life" nicht wirklich. Mal schneller ("My Daddy's Talking To Me", "Animals"), mal langsamer ("Cinema", "Fairytales") lässt sich das Album ganz gut anhören, aber das musikalische Potential der Band kommt nur stellenweise zum Vorschein, so im Ziehharmonika begleiteten, lustig klingenden Titeltrack oder beim orientalischen Anfang von "Gala Komma".
So wurde aus "A Day Before Tomorrow" ein Album, das viel besser sein könnte, als es ist. Ob BrainStorm damit den Durchbruch schaffen, entscheidet letztendlich die Positionierung in den Charts. Schade nur, dass dieses Kriterium angesichts der offensichtlich vorhandenen Fähigkeiten bei den Aufnahmen so sehr in den Vordergrund gerückt ist.
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