laut.de-Kritik
Der Kanadier nennt es "Hip House, der nicht scheiße ist".
Review von David Hilzendegen"Katie Holmes and Tom Cruise was my idea / arranged relationships based on the patronage of millions of movie-goers." Die Frage ob und, wenn ja, was Cadence Weapon mit der Scientology zu schaffen hat, beantwortet sein zweites Album leider nicht. Zumindest in Sachen Gehirnwäsche muss sich "Afterparty Babies" allerdings nicht hinter Ron Hubbards Anhängern verstecken.
Während man bei der Scientology jedoch Hab und Gut verschleudert, ist die Kohle, die Cadence Weapons Manipulation kostet, wenigstens gut angelegt. Wie sich der junge Kanadier in einer knappen Stunde durch die verschiedensten Stile wühlt, ist schon aller Ehren wert.
Ob Crunk, Grime, Uptempo, elektronisch und housig oder schon fast mit Folk-Einflüssen wie im Eröffnungstitel: Hauptsache es ist irgendwie anders, irgendwie schräg und – so ausgelutscht dieser Ausdruck mittlerweile klingen mag – unbedingt avantgardistisch.
Das geht bisweilen verdammt weit in Richtung Dabrye, sammelt unterwegs Diplo ein, lässt auch Spank Rock nicht links liegen und bleibt trotzdem ein Original. Bei so viel Experimentierfreudigkeit fällt es nicht mal schwer, den beinahe unerträglich gönnerhaften Leitfaden der Scheibe zu verzeihen: "My dad said I was an afterparty baby. This goes out to all the accidents out there, keep on making mistakes."
Ganz in diesem Sinne nimmt Cadence keinerlei Rücksicht auf Verluste. Egal wie dicht oder schräg die musikalische Untermalung auch sein mag, Rollie Pemberton, wie der 21-Jährige mit bürgerlichem Namen heißt, rappt sich mit einer stetigen Leichtigkeit durch 14 Titel über Partynächte, Heimatstädte, Medien und Mode, die einem förmlich ins Gesicht springt und den kompletten Kontrast zu seinen Beats bildet.
Er wolle Musik machen, bei der "Afterparty Babies" gezeugt werden. Wer seinen Nachwuchs also gerne zu pumpenden Bässen und knarzenden Synthies wie in "House Music", zu der Kirmesstimmung, die der haspelnde, stolpernde Beat von "In Search Of The Youth Crew" erzeugt, oder zu den Tetris-Midisounds von "Limited Edition OJ Slammer" fabrizieren möchte, ist hier genau richtig.
Ich für meinen Teil sehe bei der Platte keinerlei erotische Abenteuer vor meinem inneren Auge, sondern eher dunkle, schweißgetränkte Clubnächte, aus denen ein heftiger Kater und dieser ekelhafte Geschmack im Mund hervorgehen. Nicht jeder würde solche Erlebnisse unter der Kategorie "Unsuccessful Club Night" verbuchen.
Konsequenterweise lassen sich die Regeln für Nächte dieser Art ohne Probleme auf die gesamte Scheibe projezieren: Man muss sie nicht täglich erleben. Hin und wieder macht es einen Heidenspaß, sich ins (Beat-) Getümmel zu stürzen, einfach mal die Sau raus- und das Hirnzellen zerstörende Wirrwarr reinzulassen. Auf Dauer macht das aber auch nicht glücklich.
7 Kommentare
wie jetzt???
wie jetzt???
wie jetzt???
hab isch imma noch net gerafft!
Gutes Album jedenfalls mal, auch wenn einige Songs ("In The Search Of The Youth Crew") doch sehr stark herausstechen!
"In The Search Of The Youth Crew" klingt nach ner Oldschool HC Band