laut.de-Kritik
Zwischen Alternative Folk und Wüstenrock.
Review von Martin LeuteSeit mittlerweile 15 Jahren steht die Musik dieser Band aus Arizona nun für die Unverwechselbarkeit eines musikalischen Schaffens, in dem sich die Nachbarschaft des amerikanischen Bundesstaates zu Mexiko musikalisch widerspiegelt. Der Albumtitel ist irreführend und verweist mitnichten auf neue Soundeinflüsse. Vielmehr bezeichnet "Algier" schlicht ein Stadtviertel in New Orleans, wo die Platte in einem dort ansässigen Studio aufgenommen wurde.
Joey Burns und John Convertino bleiben ihrem Stilmix aus Tex Mex-Anleihen, Desert Rock, Mariacchi-Klängen und Americana treu und überzeugen mit üppiger Instrumentierung und vielseitigen, dramaturgisch effektiven Arrangements. Dabei vereinen Calexico ihre Affinität zur Melodiosität des Folkpop mit atmosphärische Nachdenklichkeit und instrumentaler Erdigkeit. Es ist eine Stärken dieser Combo, mit ihren Lieder eine enorm ansprechende Emotionalität zu generieren, die unmissverständlich deutlich macht, das Lebensglück ohne melancholische Abgründigkeit und Zweifel nicht zu haben sind.
Mit flott geschlagener Akustikgitarre weist der Opener "Epic" den Weg, wenn Joey Burns zu trockenen Drums eine getragene, sich raffiniert zuspitzende Melodie anstimmt, die von Piano- und unruhigen E-Gitarrenschlägen gerahmt wird. Mit dem ohrgängigen "Splitter" erhöhen die Jungs das Tempo und steuern mit lieblichem Keyboardlauf und satten Bläsersätzen auf einen mitreißenden Refrain zu, während sich "Sinner In The Sea" neben flirrendem Wüstenrock-Ambiente einen Hauch des kubanischen Buena Vista Social Club einverleibt.
Dieser Einfluss ist auch dem famosen Instrumental "Algiers" anzuhören, das mit feinem Gitarrenmuster, der säuselnden Lap Steel, Akkordeon und E-Gitarre jedem Italo-Western prächtig zu Gesicht stünde. "Puerto" glänzt mit einnehmendem Tex Mex-Charme ebenso hell wie das wehmütige, von Bläsern durchsetzte "No Te Vayas", das von einem spanischsprachigen Gastsänger intoniert wird.
Daneben offenbart sich mit Songs wie "Better And Better", "Hush" oder "The Vanishing Mind" Calexicos Nähe zum Folk. Akustische Gitarrenmuster tragen den sehnsüchtigen Gesang dieser ruhigeren Stücke, während feinsinnige Arrangements für eine effektvolle Flächigkeit sorgen.
Mit ihrem siebten Studioalbum ist Calecixo ein durchweg starkes und vielseitiges Album geglückt, das an "Carried To Dust" und "Feast Of Wire" anschließt. "Algiers" verdeutlicht, dass diese Band ihren markanten Sound beherrscht und ihn zwanglos zu variieren versteht, ohne dabei in die Klischee-Falle einer allzu romantisch verklärenden musikalischen Vereinigung der Kulturen zu treten.
1 Kommentar
Meine Helden sind wieder da! Und wie schön sie klingen! Das hab ich vermisst!