laut.de-Kritik
Rock, Pop und Disco tanzen freudig im Dreieck.
Review von Kai ButterweckKaum ein Musik-Projekt der jüngeren Vergangenheit unterlag einer derart strengen Geheimhaltung wie das neue Baby der Mando Diao-Frontköpfe Björn Dixgard und Gustaf Norén. Doch so neu ist die Basis des Ganzen gar nicht. Das, was sich dieser Tage musikalisch unter dem Namen Caligola verbreitet, besteht in seiner Grundidee bereits seit den 70er Jahren.
Seinerzeit gründete eine mysteriöse Dame namens Violetta eine Künstler-Gemeinschaft, die es sich zur Aufgabe machte, Kunstformen aller Art zu vereinen, um somit standardisiertem Genre-Denken entgegenzuwirken. Die bisher nur im Untergrund fungierende Organisation fühlt sich nun zur öffentlichen Präsentation berufen.
Zu diesem Zweck fanden illustre Musikschaffende wie die schwedischen Hip Hop-Ikonen The Salazar Brothers und eben die bereits erwähnten Mando Diao-Mitglieder plus einer kleinen Heerschar weiterer im Hintergrund Beteiligter zusammen, um Caligola in ein passendes musikalisches Gewand zu stecken.
Getreu dem Grundgedanken der Gemeinschaft werfen die Verantwortlichen auf "Back To Earth" so ziemlich alles in einen Topf, was in den letzten fünfzig Jahren im Bereich populärer Musik zum Vorschein kam. Pop, Rock, Soul, Dance, Hip Hop: Hier werden Feinde zu Freunden, und Genres liegen sich in den Armen, die beim Anblick des jeweils anderen unter normalen Umständen eher die Straßenseite wechseln würden.
Doch wie wir alle bereits in der Schule gelernt haben, ziehen sich Gegensätze ja an. So tanzen Rock, Pop und Disco gleich zu Beginn ("Down By The Riverside", "Forgive Forget") freudig im Dreieck. Dazu gesellen sich noch die kratzigen Vocals der beiden Diao-Mannen, schon hat man auch noch eine gehörige Portion Soul dabei.
Da zucken ganz schnell die ersten Glieder, ehe man mit dem einminütigen "Fire Burns Out A Weak Heart" kurzfristig in ein weiches Chill-Sofa gedrückt wird. Doch schlapp machen gilt nicht, denn mit "Violettas Dance" erhellt sogleich eine überdimensionale Diskokugel den Raum und bittet unaufgeregt, aber dennoch vehement zum Tanze. Leichtfüßig und entspannend punktet "Sting Of Battle" mit akzentuierten Bläsern und grooviger Rhythmik, bevor sich "Morning Light" als ultimatives Einschlaflied für Erwachsene empfiehlt.
Vielfältig und facettenreich präsentiert sich auch die zweite Halbzeit auf "Back To Earth" und erhellt dabei mit "Sister Rising" sogar noch die Gesichter von Freunden funkiger Klänge. Innovativ, spannend und immer für eine Überraschung gut: Dixgards und Noréns Ausflug in künstlerisch barrierefreie Welten, erweist sich als Wohltat für alle Ohren, die sich lieber abseits festgesetzter Genres auf Empfang schalten.
In diesem Sinne: Skip the Ego! Unter den schweren Kutten Caligolas hat jede Branche ihre Daseinsberechtigung. Und das ist auch gut so, denn selten klang Crossover so erfrischend und unaufgesetzt wie hier.
30 Kommentare
Der Name sagt mir was und Tatsache: Forgive Forget läuft doch immer im Radio, guter Groove! Dabei hasse ich Mando Diao.
Put on your dancing shoes...der Frühling kann kommen!
Put on your dancing shoes...der Frühling kann kommen!
@SK (« Machen sich gerade mit ihren 'Live'-Auftritten in Deutschland einen guten Namen. Respekt!
»):
Echt? So schlimm?
Naja, wenn man es mag, erst ewig zu warten um dann von ein paar zugedrogten und offensichtlich lustlosen Dödeln fünfundvierzig Minuten bei Playback abgespeist zu werden, kann es auch was für sich haben. Gibt ja die unterschiedlichsten Geschmäcker. Wenn sich aber der Club in dem sie gespielt haben schon veranlasst sieht sich bei Facebook zu entschuldigen, spricht das glaube ich Bände.
https://www.facebook.com/GibsonClub?fref=ts
Haha, dann müssen sie aber echt abgeschissen haben. XD