laut.de-Kritik
Atemberaubende Wiederentdeckung einer großen Künstlerin.
Review von Artur SchulzWer immer noch meint, Caterina Valente 'nur' auf eine in Deutschland höchst erfolgreiche Schlagersängerin reduzieren zu wollen, verkennt die Lage. Bis heute nahm die Künstlerin rund 1500 (!) Songs in 13 Sprachen auf. Insgesamt 115 Lieder davon präsentiert nun das rührige Label Bear Family auf einem vierteiligen Box-Set zum 80. Geburtstag von Caterina. Und was Valente zwischen 1959 und 1966 für ein Feuerwerk abbrannte, treibt einem glatt die Freudentränen in die Augen.
Die Fülle an Tracks bietet die hervorragende Gelegenheit, sich einmal ein gutes Bild von der tatsächlichen Bandbreite ihres Schaffens zu machen. Vielseitigkeit ist das Zauberwort. Da finden sich neben Schlager und Balladen auch Ausflüge in Swing, Jazz, Bossa Nova und knalligen Big Band-Sound. "Personalità" gestaltet sich so als überaus vergnügliche Reise zurück in gute alte Zeiten. Aufgenommen wurden die Lieder interessanterweise vornehmlich in deutschen Studios.
Höchst spannend, wie zeitgenössische Sounds, vor allem aus den USA, in Europa aufgenommen und umgesetzt wurden. Das betrifft besonders die Kompositionen, in denen Spielarten des Rock'n'Roll Pate stehen. Gleich dreimal gibt Caterina eine quirlige Beat-Lady, besonders natürlich auf "Twistin' The Twist". In der deutschen Version wurde der Song unter dem Titel "Popocatapetel Twist", mitsamt irren Textzeilen über ein liebeskrankes Muli, ein Riesenhit. "Telstar" bietet die reizvolle, mit Gesang ausgestattete Version des Instrumental-Welthits der Elektronik-Pioniere The Tornados.
Zu den faszinierendsten Wiederentdeckungen gehören Valentes Aufnahmen aus den Bossa Nova-Sessions mit Luiz Bonfà, dem Partner des legendären Brasilianers Antonio Carlos Jobim. Das 1963 eingespielte Album liegt hier erstmals komplett auf CD vor und zeigt, wie ausgezeichnet der urtypische, lateinamerikanische Sound der Künstlerin steht. Sie versteht es, die oft leise und spartanisch instrumentierten Nummern mit einer warmen - und oft auch verführerischen - Jazz-Note zu versehen. Geradezu aus dem Rahmen fällt hingegen für dieses Umfeld das Cover des Klassikers "The Girl From Ipanema", hier mit einem unüblich schwungvollen, mitreißenden Arrangement versehen.
Auch mit Big Band im Rücken erschafft Caterina Valente zauberhafte Augenblicke. Allerlei dem American Songbook entliehene Nummern finden sich darunter, u. a. die Adaptionen von Classics wie "I'm In The Mood For Love", "You Are My Lucky Star" und dem Astaire-Evergreen "A Fine Romance". Kompositionen aus deutscher Feder erfahren ebenfalls Veredelungen durch die Italienerin, so stellt zum Beispiel "Questa Notte O Mai Più" eine Bearbeitung von "Heute Nacht Oder Nie" aus den zwanziger Jahren dar, unlängst auch von Max Raabe wiederentdeckt.
Der Box liegt ein 44-seitiges, informatives und reich bebildertes Booklet bei, das Caterinas frühe Jahre unterhaltsam dokumentiert. In Sachen Sound-Qualität zeigen sich die Tracks als vorzüglich und behutsam bearbeitet. Das klingt eben nicht nur nach Sixties, das sind die Sixties - und was für welche! Kein Zweifel: Ihre vom internationalen Fan-Publikum verliehene Auszeichnung als "Caterina die Große" trägt die Italienerin völlig zu Recht.
5 Kommentare mit 9 Antworten
dem kann ich nur zustimmen, meister andrack.
ganz persönlich kicken mich ja die rocknroll- und beatschlagersachen nicht so.
aber die bossa kiste hat frau valente in der tat stets so eigen und feurig gebracht, ohne die produktion zu üerladen.
ihre recht zeitgenössische ipanema variation des tom jobim klassikers war bei mir schon als kind die urversion und muss sich hinter getz/gilbertos original auch nicht verstecken.
tolle rezi, alter!
dem kann ich nur zustimmen, meister andrack.
ganz persönlich kicken mich ja die rocknroll- und beatschlagersachen nicht so.
aber die bossa kiste hat frau valente in der tat stets so eigen und feurig gebracht, ohne die produktion zu üerladen.
ihre recht zeitgenössische ipanema variation des tom jobim klassikers war bei mir schon als kind die urversion und muss sich hinter getz/gilbertos original auch nicht verstecken.
tolle rezi, alter!
dem kann ich nur zustimmen, meister andrack.
ganz persönlich kicken mich ja die rocknroll- und beatschlagersachen nicht so.
aber die bossa kiste hat frau valente in der tat stets so eigen und feurig gebracht, ohne die produktion zu üerladen.
ihre recht zeitgenössische ipanema variation des tom jobim klassikers war bei mir schon als kind die urversion und muss sich hinter getz/gilbertos original auch nicht verstecken.
tolle rezi, alter!
Ich finde das Caterina Valente einen Meilenstein verdient hat.
Spätestens jetzt nach dem Tot von Caterina Valente hätte sie ein Meilenstein verdient.
Tod
Wer ist tod???
Caterina Valente hat der Tot ereilt.
Tod wie Intro.
was ist ein meilenstein? wer bin ich? und warum?? aaarghh! ????
Stimmt. Wird man getodet, ist das schon ein wichtiger Meilenstein im Leben ???
Was misst die Entfernung und ist schlecht für die Zähne?
ein zollstock in deine fresse?
Auch, aber leider (bzw. zum Glück für mein Gebiss) knapp daneben