laut.de-Kritik
Der große Druck hat leider keine Diamanten geschliffen.
Review von Yannik GölzCentral Cee muss rein numerisch der größte Newcomer des britischen Rapjahrzehnts sein: "I'll get number one album, easy, it's not like the bar's set high these days / I came in the scene at an all-time low, I don't know, but I think I revived the game", pflichtet er selbst bei. Der abgeklärte Junge aus London mit den Drill-Hits weiß, dass sein Album viele Vorschusslorbeeren rechtfertigen muss. Doch so sehr der Titel "Can't Rush Greatness" auch stimmen mag - auf diesem Album bewegt sich die 'greatness' doch arg langsam.
Das hier ist ein langweiliges Album mit einem langweiligen Cover von einem augenscheinlich langweiligen Typen. Er hat so wenig zu sagen, dass man sicher sein kann, dass jede Aussage, die er hat, sich mindestens drei bis fünf mal wiederholt. Selten war ein Hördurchgang so sehr von einem Gefühl von "hatte er das nicht vorhin schon gesagt?" gekennzeichnet. Witze über die Gen Z, übers Britischsein, er kam von unten nach oben, er hatte keine "generational wealth". Bitter, wenn das erste Album an der Spitze des Games sich schon anfühlt, als hätte der Gag sich lange auserzählt.
Dabei ist Central Cee recht abhängig von seinen Texten. Er hat grundsätzlich einen coolen Flow, der präzise und agil Texte in den Vordergrund rückt. Da ist viel Drake in der Art, wie seine Lines wie Ausschnitte aus echten Gesprächen klingen. Er ist charismatisch, man kann ihm sehr leicht folgen, er gibt sich viel Raum für Spitzen und Pointen.
Die besten Songs sind dann eben die, in denen er sich zumindest an einem durchbrechenden Deeptalk versucht. Das wäre hier "Top Freestyle" und der Intro "No Announcements", in denen man die immer wieder dargebotenen drei Aussagen zu seinem Aufstieg noch am besten dargereicht bekommt. Ansonsten haben wir natürlich noch Songs, die versuchen, seinen Flow gegen britische Drill-Bässe möglichst catchy in Szene zu setzen. Da muss man aber halt sagen, dass "Sprinter" mit Dave wohl für immer sein "Bad And Boujee" gewesen sein wird: Dieser Sound ist ein bisschen ein One-Trick, und das war seine beste Iteration. Wenn ich mir die Dave-Collabo "CRG" anhöre, frage ich mich eigentlich nur, warum ich gerade nicht "Sprinter" höre.
"Can't Rush Greatness" scheint auf halber Strecke selbst zu merken, dass dem Tape die Tricks ausgehen und es nicht reichen wird, seinen "On The Radar"-Freestyle auf Krampf auf eine Stunde zu strecken. Warum also nicht die Tricks von ganz am Anfang der Karriere wieder auspacken? Woo, wer hat noch nicht genug von Sample-Drill?!
Gut, das Hidden Feature von Kamal. auf "Now We're Strangers" ist nicht per se ein Sample, zieht aber genau in die selbe bescheuerte "Thugs need love to"-Formel wie damals, als Cee noch Passenger gesamplet hat. Nur weniger lustig. "Truth In The Lies" ist nach den Tracks von Real Boston Richey und Quinn der dritte (!) Song in einem halben Jahr, der versucht, ein klein bisschen Nostalgie-Radio aus Ne-Yos "So Sick" zu pressen. Das ist auch wegen den furchtbaren Impulsen von Feature-Gast Lil Durk irgendwie schon lustig, leider aus den falschen Gründen.
Generell: Features. Er kann sie irgendwie nicht so gut. 21 Savage, Lil Baby und Lil Durk sind im Jahre 2025 wirklich keine Artists, über deren Anwesenheit auf einer Tracklist man Freudensprünge machen würde, aber man dankt es ihnen doch, die Monotonie ein bisschen aufzubrechen. Richtig landen tun sie dennoch nicht. 21 Savage macht jetzt zum ungefähr fünften Mal den Pisstake auf seine britische Herkunft. Und der Mic-Wechsel zwischen Lil Baby und Central Cee klingt so ungelenk und weird, allein davon, wie die Stimmen der beiden gemixt sind, dass die beiden genauso gut aus verschiedenen Rap-Galaxien stammen könnten. Die Puertoricanerin Young Miko soll fast einen ganzen Song handeln. Ob sie wusste, dass diese Parts für ein Central Cee-Album gedacht sind (oder wer Central Cee ist), bleibt dabei unklar.
Es ist komisch. Central Cee meldet nicht zu Unrecht mehrmals auf diesem Album an, dass er zu den ganz Großen gehören sollte. Er hat den Micskill, er hat das Charisma, irgendwie hat er ja bisher auch die Hits gemacht. Aber dieses Album ist so eine dröge Angelegenheit, dass man sich nicht einmal wundert, dass selbst er immer wieder unsicher wirkt. Auf dem Intro heißt es "I hear them talkin', seein' the tweets, I'm seein' the forums / Seein' them mention everyone else but me like say that I'm not important". Auf "5 Star": "I felt like a prick when I went to the BRITs and they gave the award to a guy called Aitch /I had my acceptance speech prepared like, 'Long live F's', I'm goin' insane". Auf "Up North": "The results from the doc came back /And they said that I got the imposter syndrome". Ja, man spürt diesem Album immensen Druck an. Aber dieser Druck hat leider keine Diamanten geschliffen. Eher ist Cee darunter eingeknickt und hat 50 Minuten Zeug wiederholt, das schon einmal gut gelaufen ist. Damit bleibt man aber wohl kaum an der Spitze.
2 Kommentare
Ich mag Cee aber das album ist wirklich sehr durchwachsen, gibt ein paar tracks die spass machen das wars dann halt aber auch. er ist halt ein sympathischer solider rapper nicht mehr nicht weniger.
gute tracks: Top Freestyle, Limitless, ten mit skepta
Musik für Asis mit Migrationshintergrund.