laut.de-Kritik
Betroffenheitslyrik in Betroffenheit fördernden Arrangements.
Review von Eberhard DoblerMusiker ist auch nur ein Job - zumindest für Damen und Herren wie Christina Stürmer oder Roger Cicero. Talent hin oder her - es erschließt sich mir nicht, wie Musikinteressierte für diese Interpreten ähnliche Begeisterung entwickeln können wie für gestandene Bands (Unwissende und Besoffene sind entschuldigt).
Dass trotz Austauschbarkeit jeder seine Daseinsberechtigung hat, bleibt selbstverständlich: Chartsplatzierungen, Ticketverkäufe und Medienpräsenz lassen keinen anderen Schluss zu. Doch letztlich verehrt man hier Entertainment statt Original.
Bei Stürmer und Band verwischt sich diese - zugegeben oft schwerlich durchzuhaltende - Unterscheidung etwas: Gitarrist Oliver Varga ist selbst Songwriter, während Christina fürs neue Album von einer - Zitat - "Kreativ-Kochstelle" zur nächsten hüpfte. Business halt.
Trotzdem verspricht "In Dieser Stadt" ehrliche Songs und direkte, emotional aufgeladene Texte. Stürmer bleibt die sympathischste Vertreterin im Kreise aktueller deutscher Gitarrentruppen mit Frontfrau (von der Holofernes vielleicht mal abgesehen). Natürlich hält die Platte genügend Betroffenheitslyrik in Betroffenheit fördernden Arrangements ("Jetzt Dank Ich Dir") bereit, aber auch textlich Gelungenes findet sich ("Tanz Ohne Musik").
Die Österreicherin versteht Außenseiter ("In Dieser Stadt"), erklärt uns, wie die Dinge so laufen ("Niemals Hoffnungslos") und liefert mit "Im Kreis" einen Proptotyp des Genres ab, deutschsprachigen Rock, gekreuzt mit eingängigem Pop, gekrönt von Emo-Texten. Nächste Platte, bitte - aber vorher Mittagessen. Popjournalismus ist auch nur ein Job.
174 Kommentare
Da wart' ich ja noch auf ein Coming-out.
Ich kann aber echt nicht mehr dieses "Ich kriege nie genug" hören.
cO
Bei "Starmania" hat sie mir damals mit am besten gefallen und überhaupt glaub ich, dass sie ein sehr sympathisches Mädel ist, nur leider kann ich mit ihrer Art von Musik so gar nichts anfangen.
Tatsächlich fand ich Deinen Beitrag zur Relevanz sogar geistreich. Ich kann gar nicht richtig konkretisieren, was mich an Deinen Beiträgen ab und zu mal dazu bringt, Gegenpartei zu ergreifen. Vielleicht wirken Deine Urteile teilweise etwas arrogant, quasi aus der privilegierten Position desjenigen mit gutem Geschmack heraus. Insbesondere, wenn überhaupt nicht deutlich wird, dass es sich in der Beuteilung lediglich um Deine Meinung handelt, Du aber Pauschalaussagen machst. Nur als Beispiel: für viele Menschen hat das Christina Stürmer-Album sehr große Relevanz. Deine Aussage muss man aber so deuten, dass dies für den "intelligenten" Teil der Bevölkerung zweifelsfrei nicht gilt. Wer "guten" Geschmack hat, hört andere Musik.
Ich weiß, dass Du es im Grunde nicht so meinst, genauso wenig, wie ich Dich im Grunde auf einer persönlichen Ebene angreifen will. Mir geht's im Kern um die Aussage, nicht um die Person matze73. Wobei fairerweise zu erwähnen ist, dass natürlich ganz viele andere Mitglieder hier im Forum ebenfalls so wie Du agieren, sogar noch verschärft. Das ist aber genau der Punkt: Du wirkst äußerst vernünftig und vermittelst emotionale Reife. Das verstärkt den Effekt Deiner Beiträge erheblich. Wenn einer schreibt "Band A ist scheisse, wie doof muss man sein, etc.", dann lässt mich das kalt. Ist halt 'ne Meinung. Wenn Du mit gediegenen Worten in de gleiche Kerbe schlägst, dann muss ich handeln, weil die Aussage wie eine allgemein gültige Wahrheit rüberkommt.
Auf jeden Fall reagierst Du generell sehr souverän und gelassen. Ich kann Dir also versichern, dass ich keine Antipathie gegen Dich hege, im Gegenteil.
Du sollst Dich natürlich auch nicht verbiegen, mach' einfach weiter so (ich muss nicht extra erwähnen, dass dies sowieso nicht in meiner Hand liegt). Und ich werde dann eben ab und zu mal auf die Gegenseite überwechseln.
da ich mir den matze-schuh ebenso oft anziehe und dich damit wohl heraufbeschwöre (wir haben solche scharmützel ja auch gelegentlich), fühle ich mich ebenso als adressat dieses postings.
das ist das erste mal, dass ich hier wahrnehme, wie du jenseits deiner - ebenso ausgeprägten - eigens gewählten satire (zwischen breitbeinigem muskelspiel und dadaismus-light) mal ein persönliches posting abgibst ohne jede augenbrauen-hochziehende brechungen, die oft nicht minder arrogant wirken. und eben unpersönlicher.
aber wie du schon sagst:
im grunde wird das eine wie das andere nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wird. jede einzelne dieser facetten macht das forum bunter. mit der meinungsdeklaration hast du natürlich recht.
ps: matze hat mit seinem relevanzposting inhaltlich natürlich auch recht......nach meiner meinung!
@Esh (« Ganz, ganz schwache Kritik. Wirkt sehr oberflächlich, Verallgemeinerungen ("gestandene Bands" [Scooter? Hermes House Band?] sind immer besser und verdienen mehr Aufmerksamkeit) und ein paar Alltagsbegriffe, die polarisieren (Emo), werden hingekritzelt. Wirkt wie eine Hausübung in der Schule, die man noch in der Pause schnell hingeschmiert hat. Ich weiß jetzt jedenfalls genau NICHTS über die Platte. »):
Da will ich Dir mal helfen, auch wenn meine Sicht zu Christina Stürmers CD natürlich ebenso subjektiv wie jede Kritik ist. Im Gegensatz zu den meisten hier habe ich die CD jedoch im Schrank, mehrfach gehört und konnte Christina Stürmer letzte Woche auch live erleben.
Zunächst erst einmal: Das Album ist deutlich rockiger als sein Vorgänger, wirkt "erwachsener" und zeigt klar Christinas Entwicklung vom Castingstar zu einer der besten deutschen Rock-Popsängerinnen, sowohl musikalisch als auch textlich.
Christina Stürmer verzichtet wie gewohnt auf überflüssige Showeffekte sondern lässt einfach ihre Stimme, ihre Ausstrahlung und die emotionale Tiefe ihrer Songs wirken. Manches erschließt sich dabei allerdings nur beim richtigen "Hinhören", allein zum "Nebenbeilaufenlassen" ist diese CD meiner Meinung nach weniger geeignet.
Es gibt diesmal wie bereits geschrieben eher "lautere" Titel. Persönlich am Stärksten finde ich "Tanz ohne Musik" und "In dieser Stadt", während Songs wie "Niemals Hoffnungslos" und "Ein Leben lang" eher zu den schwächeren Stücken gehören. Hinzu kommen auch wieder ein paar gelungene Balladen. Textlich zeigt sie erneut den gewohnt kritischen Blick auf die Welt, ohne jedoch in Pessimismus zu verfallen. Ein Highlight des Albums ist für mich der Song "Mehr als perfekt" und das einfühlsame und fast chansonhafte "Stille Helden".
Fazit: wer auf gut gemachte deutschsprachige Musik steht, macht garantiert nichts falsch. Wer jedoch mit Bands wie Juli, Sportfreunde Stiller, Wir sind Helden etc. absolut nichts anfangen kann, sollte auch von dieser CD die Finger lassen.