laut.de-Kritik
Turn It Up – Nein danke!
Review von Fabian MerloIm schnelllebigen Musikgeschäft, wo hübsche R'n'B-Sängerinnen kommen und gehen, behauptet sich Ciara schon lange. Auf dem einleitenden Titeltrack ihres vierten Albums "Basic Instinct", einer etwas skurrilen Mischung aus elektronischem Club-Beat und "Eye Of The Tiger" von Survivor, zeigt eine rappende Ciara gleich mal die Zähne: "I been in the game since '03 / You can try but you still can't do it like me / I hate it when they talk about me / but I love it when they talk about me."
Doch schon die folgende Single "Ride" zeigt, dass Ciara nicht gewillt ist, den sicheren Pfad zu verlassen. Wenn sie hier den schrecklich braven Beat ridet (was dachtet ihr denn, was sie reitet?!) holt mich höchstens der Standard-R'n'B-Feature-Verse von Ludacris noch aus dem Dämmerzustand.
Ein R'n'B-Album im 2010 kommt selbstverständlich nicht ohne elektronische Club-Nummern aus. "Gimmie Dat" schlägt genau in diese Kerbe, ebenso "Heavy Rotation" und "Turn It Up" mit Usher. Lustigerweise wiederholt sich die Parole "Turn It Up" in den Hooks der beiden letztgenannten Songs – aber es ist wahrlich auch schwierig, immer neue Phrasen für ewiggleiche Songs zu erfinden.
Nach Aufdrehen ist mir dann auch gar nicht zumute. Diese Songs mögen der perfekte Soundtrack für junge Mädchen sein, die ihre neusten Tanzschritte vor dem Spiegel üben wollen – musikalisch ist das aber einfach nur übertrieben vorhersehbar.
Nachdem der Dancefloor ins Visier genommen wurde, wünscht man sich einige ruhigere Nummern. Schließlich ist Ciara mit einer durchaus schönen Stimme gesegnet, die sie glücklicherweise nicht ständig mit einem Stimmverzerrer vergewaltigt. "Speechless" ist mit seinen schnulzigen Lyrics aber schnell geskippt, während "You Can Get It" ertappe ich mich ständig beim Wegdämmern, während mich dann der abschließende Langweiler "I Run It" endgültig sanft in den Schlaf wiegt.
Neben Arschwackelsongs und Süßholzgeraspel dürfen selbstredend die Songs für alle starken Ladys nicht fehlen. So fordert sie "Girls Get Your Money" oder erteilt den Verehrern auf "Yeah I Know" eine Abfuhr. Wenn man ein neues Auto hat, aber nicht genügend Kleingeld um den Tank zu füllen, muss man bei ihr erst gar nicht antanzen - schließlich könnte sie jeden haben!
Ciara deckt alles ab, was man in etwa von einem solchen Album erwartet und absolviert somit souverän ihr Standardprogramm. Dabei wird sie von den Produzenten aber über weite Strecken im Stich gelassen. Keiner der Songs sticht wirklich heraus. Ortet man doch mal musikalisch spannende Ansätze wie auf "Wants For Dinner", getraut sich Ciara nicht, den Beat so richtig dreckig zu reiten. Lieber glänzt sie mit Wortspielen aus der Kategorie: "He's on my phone like a ringtone".
Nach rund 45 weitgehend belanglosen Minuten ist klar, dass ich bei "Basic Instinct" weiterhin an Sharon Stone und höchstens noch an die Fotos im CD-Booklet denken werde – die Musik hat jedoch keinerlei Ansätze, um länger im Gedächtnis zu bleiben.
16 Kommentare
Hübsch und uninteressant.
Scheiss drauf! Mir ist Ciara tausendmal lieber als die Rihanna-Biatch!
das eh, keine Frage.
lauryn macht aber für mich auch keinen r'n'b. oder?
ne, schon eher HipHop mit viel Soul.
The Dream/Tricky Stwewart halten die besten Beats/Kompositionen eben doch für sich selbst, wobei Speechless und Ride gar nicht mal so übel sind. Erwartbarer Kram eben.