laut.de-Kritik
Herr Richard blickt zurück und lässt die Korken knallen.
Review von Sven KabelitzManchmal darf man im Leben auch mal ein wenig schummeln. Gerade bei schmissigen Untertiteln und Werbestickern. Ebenso wenig wie Heinos "Mit freundlichen Grüßen" verboten wurde, handelt es sich bei Cliff Richards "The Fabulous Rock 'N' Roll Songbook" um dessen reguläres hundertstes Album. Da muss man schon sämtliche Live-Aufnahmen und Sampler mit einbeziehen. Aber auch dann möchte ich gerne mal vorgerechnet bekommen, wie man auf diese genaue Zahl kommt.
Davon abgesehen schafft es der 73-Jährige auf beachtliche 41 Studio-Werke. Falls es heutige Künstler, nehmen wir als Beispiel einfach mal Metallica, so weit schaffen wollen, müssen sie bei ihrer durchschnittlichen Release-Frequenz noch bis ins Jahr 2103 weiterarbeiten. Scooter nur bis 2040. Da darf Herr Richard durchaus mal zurückblicken und die Korken knallen lassen.
Der englische Peter Kraus, der in seinem Heimatland immer noch zuverlässig alle paar Jahre einen Top 10-Hit landet, feiert seinen runden Geburtstag mit einer Ansammlung altbekannter Oldies – dem fabelhaften Rock'n'Roll Songbook. Da gesellt sich Buddy Holly zu Elvis Presley, Little Richard, The Everly Brothers, Chuck Berry und vielen anderen. Mit "One More Sunny Day" landet schlussendlich noch eine unaufdringliche neue Nummer auf dem Longplayer.
Den Originalen nähert sich Richard, wen überrascht es, voller behutsamer Hochachtung. Begleitung findet der bekennenden Christ mit Stevie Mandile (Gitarre) und Chuck Tilley (Schlagzeug) in einem Teil der amerikanischen Country-Band Sixwire. Leider hobelt er dabei mit moderner Studiotechnik den rauen Charme der Urfassungen ab.
Von der impulsiven Wildheit in Little Richards "Rip It Up", welche man selbst fast sechzig Jahre nach Veröffentlichung noch spürt, bleibt nichts übrig. Für das uninspirierte "Wake Up Little Susie" schaut Vince Gill im Studio vorbei. Chuck Berrys "Johnny B. Goode" präsentiert Richard so handzahm, dass es die Jugendlichen beim "Verzauberung unter'm See"-Tanz nicht sonderlich beim Schwofen gehindert hätte und sich Marvin Berry seinen Anruf wohl gespart hätte.
Das glasklar produzierte "The Fabulous Rock'n'Roll Songbook" stört nicht sonderlich, trägt aber den Charme einer Bierzelt-Cover-Band in sich. Sir Cliff Richard schmeißt eine Party und jeder darf mitschunkeln. Wer sich jedoch nicht als ein glühender Fan des Briten versteht und trotzdem seine Plattensammlung um all die alten Klassiker ergänzen möchte, sollte lieber zu einem der zahllosen Oldie-Sampler greifen, die vereinsamt auf dem Grabbeltisch eines Discounters warten.
2 Kommentare
Was ist das denn für ein Kack? Warum wird so etwas besprochen?
Und was für Leser treiben sich hier herum, dass die Leserwertung auf 5 Punkten steht?