laut.de-Kritik
Eine verbale Springflut gegen die Dummheit, die im Trend liegt.
Review von Dani FrommAls deutscher Rapper könnte man es sich dieser Tage verdammt leicht machen. Die Kundschaft lässt sich offenbar jeden Mist andrehen. Wozu sich also noch Mühe geben? Scheiß' doch auf Qualität. Pfeif' auf auch nur halbwegs solides Handwerk. Inhalte? Pffft! Die dumme Zielgruppe kauft es doch auch so.
Cr7z interessiert dieser Weg des geringsten Widerstands zum Glück nicht die Bohne. "Ich mach' da einfach nicht mit", teilt er in "Ikarus Down" noch einmal überdeutlich mit. Sicherheitshalber. Falls das bis hierhin wirklich noch jemandem entgangen sein sollte.
"Mich feiern kaum die kleinen Kiddies", positioniert er sich "Weit Weg" vom dreckigen Geschäft, "und mein Hörerkreis befindet sich auch im Metal, Elektro und sämtlichen anderen, für die Rap hier scheiße klingt. Sie finden die Szene gestört, merks mal! Sie sagen, meine Tracks kann man wenigstens hören."
Recht haben sie, und der Grund dafür liegt in der simplen Tatsache, dass es sich hier einer eben gerade nicht leicht macht. Cr7z nimmt die Sache ernst, seine Themen, seine Hörer und sich selbst. Gerade letzteres könnte leicht humorlos, überheblich und verbissen wirken. Da Cr7z aber die hemmungslose Selbstverliebtheit, die gar nicht wenige seiner Kollegen ungeniert zur Schau tragen, gänzlich abgeht, umschifft er diese Klippe.
Der kritische Blick, mit dem er die Szene, die Gesellschaft, die ganze Welt seziert, richtet sich immer wieder auch gegen ihn selbst und gleitet in die eigenen Abgründe. Kein Zweifel: Dort, in Bodennähe, kennt sich Cr7z bestens aus. Deswegen geraten auch gerade seine Schilderungen der Gestrauchelten und Gefallenen so berührend plastisch.
Der Säufer, der Junkie, der Obdachlose, alle suchen sie, worauf wir im Grunde doch ebenso aus sind: Rettung. Erlösung von Trauer, Wut und Leid. Die bewährte Dreifaltigkeit aus Glaube-Liebe-Hoffnung. Freiheit.
Den richtigen Weg dahin, den muss aber halt doch jeder selbst wählen. Cr7z scheint seinen im völligen Aufgehen in seiner Kunst gefunden zu haben. Musik als lebensverändernde, lebensbestimmende Kraft, so tönt es aus "Melodie", wächst sich für ihn zu einem ganz eigenen Kosmos aus. "This world is ours", gehört zu den ewigen Wahrheiten, die hier gelten, und: "Each one must teach one."
Klassische Hip Hop-Elemente, Samples, Cuts, Scratches und dicke Bässe, treffen auf filigrane Melodiegespinste. Ätherische Gesänge und Geräusche verweben sich zu Klangkonstrukten mit teils geradezu Ambient-artigem, schwer greifbarem Charakter. Die Beats stammen von DJ Smoove, Keano Beats, Jectah und, klar, DJ Eule.
Wie es sich für gelungene Produktionen gehört, drängen sich die Instrumentale, obwohl vielschichtig und detailverliebt, nicht in den Vordergrund. Sie bereiten vielmehr eine Bühne, auf der sich ein MC diesen Ehrentitel auch verdienen kann.
Cr7z hat Glück, dass er zum weit gespannten geistigen Horizont die nötige Wortgewalt mitbekommen hat, um seinen Gedankengängen Ausdruck zu verleihen. Er entfesselt verbale Springfluten und stapelt zugleich tief: Nicht seine Texte seien anspruchsvoll, lediglich die meisten anderen zu low, in Zeiten, in denen Dummheit im Trend liegt. Vermutlich ist auch da mehr als nur ein Körnchen Wahres dran.
Nach vier Tracks schleicht sich trotzdem der Gedanke an: Schön und gut, aber viel Abwechslung im Vortrag bietet das nicht. Als habe er es gehört, dreht Cr7z jetzt allerdings erst richtig auf: "Wenn es dich glücklich macht, geb' ich dir Battle", schnauzt er in "Ikarus Down" und zieht so dermaßen derbe vom Leder, dass ich noch nicht einmal mehr über den ausgelutschten Gewitterregen maulen mag.
"Weit Weg" gibt sich dann wieder ein wenig versöhnlicher, mit schonungslosem Blick auf die Höhen und Tiefen seines eigenen Werdegangs, aber auch auf die Diskrepanz zwischen Außen- und Eigenwahrnehmung.
Nach sechs Tracks - sechs wie die Flügel der Seraphim, wie Cr7z selbst das Abweichen von seiner favorisierten Zahl erklärt - hat der Kerl sich eigentlich gerade erst warmgelaufen. Wenn er seine Hörerschaft mit Recht in Metal- und Elektrokreisen verortet, sollten wir uns langsam Gedanken machen. Vielleicht wohnt das Kopfnicker-Expertenwissen in Wirklichkeit bei denen.
5 Kommentare mit 2 Antworten
So siehts aus!
... und ich sags noch!
wo die hiphop-kompetenz wohnt!
http://www.laut.de/Justin-Bieber/Fotogaler…
Haha, geil! Insgeheim ein kleines Popschwein, der Babo. Cro mag er ja auch
Dieser Kommentar wurde vor 8 Jahren durch den Autor entfernt.
Die Dreams-Box bei "jeden mist" hahah >.< geil! traurig aber wohl wahr
Und wieder der selbe Mist. An7ma hab ich gefeiert, jetzt geht mir sein gejammere auf die Eier.
Dann hör doch einfach was anderes, was hast du denn erwartet? Das er zu 187 wechselt und mit Grillz in der Fresse von Schlampen und Daimler rappt?