laut.de-Kritik
Von Puffs und Bikerfesten aufs Noise-Label Touch & Go.
Review von Christoph DornerGlaubt man den Legenden, die sich um die Crystal Antlers aus Long Beach, Kalifornien ranken, dann ist diese Band wirklich alles andere als wählerisch: in einem Pornoschuppen, auf Bikerfesten, Metalfestivals und Tee-Partys, ja sogar auf einem fahrenden Speedboot soll die sechsköpfige Band schon für ein paar Kröten aufgetreten sein. Klingt eher nach Tellerwäscherkarriere als nach Pop-Millionarios? So ist es.
Man kann wahrlich auch nicht sagen, dass diese Band musikalisch auf einer Welle des Zeitgeists reiten würde. Stattdessen zählen die Crystal Antlers zu einer losen Bewegung junger Rock-Bands, die auf einen experimentellen, physischen Ansatz und einen bewusst unfertigen Lo-Fi-Sound Wert legen. No Age, Ponytail, Wavves oder Abe Vigoda heißen sie.
Bei den Crystal Antlers sind die Koordinaten etwas raumgreifender. Wie die Butthole Surfers oder The Jesus Lizard wurden sie von dem ehrwürdigen Chicagoer Noise-Label Touch And Go gesignt. Das passt genauso wie der Titel des Albums. Denn die Band streckt ihre Fühler tatsächlich nach allen Seiten aus. Zunächst einmal nach schepperndem Punk und kratziger Psychedelica, aber auch nach Blues, Noise und Stonerrock.
Durch diesen aufbrausenden Soundsturm wird der Hörer von einer schneidend eingesetzten Hammond-Orgel als Leadinstrument und Bassist Jonny Bells Gesang navigiert, der stimmlich ähnlich am Limit ist wie Conrad Keely von Trail Of Dead. So springen mit "Dust", "Andrew" und "Until The Sun Dies (Part One)" mindestens drei Vollgas-Hits heraus - viel wichtiger: das ganze Album bewegt sich auf erstaunlich hohem Niveau für ein Debüt.
Nur, wem soll das gefallen? Vielleicht Fans der älteren Alben von Trail Of Dead, Motorpsycho, The Mars Volta oder auch Black Mountain. Schließlich tut man damit auch etwas Gutes und die Crystal Antlers müssen nicht mehr unbedingt im Puff spielen. Wenn sie das denn wollen.
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