laut.de-Kritik

Das Gruselkabinett des Dr. Khabuse.

Review von

DJ Khaled zehntes Album bleibt zum zehnten Mal ein nicht eingelöstes Versprechen. Ein Versprechen, dass Star-gespickte Tracks und wildeste, noch nie gehörte Kollabos so wunderbar funktionieren wie gewisse neun Männekens aus einem Kaff nahe Manhattan. Da holt Khaled für den Nas-Travis Scott-Track auf "It's Secured" ein monströses Synthie-Sample aus der Versenkung, lässt Travis die Hook croonen und verkackt es doch komplett wie Kolle auf seinem ersten Splash.

Travis versucht zwar zu retten, was zu retten ist, doch trotz der dicken Untermalung verliert sich der Beat – im Original von den eigentlich verlässlichen Cool And Dre gebastelt - in einem wulstigen, schlecht gemixten Plastiksound. Nas rappt zu allem Überfluss wie in einem anderen Studio, auf einem anderen Beat zu einer anderen Zeit und findet so keinen Zugriff auf den Song. Aus 'spannend erwartet' wird 'unhörbar'. Und der Großteil von "Grateful" bildet keine Ausnahme.

Im "I'm So Grateful"-Intro verklebt Sizzla die Hörgänge, "Shining" mit Beyoncé und Jay-Z stolpert durch die Landschaft, ohne dass jemand Notiz nehmen würde. In "Wild Thoughts" verhungern Rihanna und Bryson Tiller auf einer billigen Kopie von Santanas "Maria Maria". "I'm The On" führt zwar Justin Bieber, Quavo, Chance The Rapper und Lil Weezy zusammen, schenkt ihnen aber nur einen billig poppigen Handclapper – mindestens fünfzehn Jahre zu spät. "On Everything" mit Travis Scott, Big Sean und Rick Ross kommt als generischer Mix aus Travis- und Ross-Sounds. Selbst Persil kann nicht mehr weichspülen.

Für "I Love You So Much" holt Khaled dann höchstpersönlich eine Jackson 5-Funkgitarre aus dem Archiv und mixt noch deplatzierte Bläser über wirre Breaks dazu. Da geht sogar ein verlässlicher Emcee wie Chance unter wie die Bulls 2017. Und wer denkt, Future auf einem Flötenbeat ginge immer, checkt bitte "I Can't Even Lie" an und revidiert nach zehn Sekunden seine Meinung wie Schwesta Ewas Angestellte.

Das Gruselkabinett des Dr. Khabuse erschreckt wirklich selbst den härtesten Kritiker, wenn, ja, wenn Khaled Fried Chicken ab und an nicht doch ein paar Körner finden würde. Auf dem bluesig-schweren "Good Man" zeigen Cool And Dre, was sie eigentlich drauf haben, während Pusha T mit Jadakiss schöne Verse kickt. Den Flötenbeat hat er zwar verkackt, der minimalistischen Glocken-Trapper auf "That Range Rover Came With Steps" funktioniert mit Future und Yo Gotti aber prächtig.

"To The Max" mit Drake überrascht mit Rhythmus-Wechsel zwischen Four-To-Floor und Midtempo-Grooves. Der Metro-Boomin-Allstar-Tune "Iced Out" geht auch klar wie Abstinenzler und "Whatever" punktet mit Hendrixxx' Monsterhook. Bester Track der Platte ist aber ein Old School-Duett: Fat Joe und Raekwon duellieren sich auf dem soulig-entspannten Kopfnicker "Billie Ocean" wie in den guten alten Zeiten.

Zum Schluss – bei der Abwägung der Klicks auf die Repeat-Taste - überwiegt aber der Abturn über das uninspirierte C-Material. Warum der Business Mann bei all seinen erfolgreichen Social Media-Kanälen jedes Jahr ein halbgares Album als Marketing Gag braucht, versteht wohl keiner. Another one? Bitte nicht.

Trackliste

  1. 1. (Intro) I'm so Grateful
  2. 2. Shining
  3. 3. Wild Thoughts
  4. 4. I'm the One
  5. 5. On Everything
  6. 6. It's Secured
  7. 7. Interlude (Hallelujah)
  8. 8. Nobody
  9. 9. I Love You so Much
  10. 10. Don't Quit
  11. 11. I Can't Even Lie
  12. 12. Down for Life
  13. 13. Major Bag Alert
  14. 14. Good Man
  15. 15. Billy Ocean
  16. 16. Pull a Caper
  17. 17. That Range Rover Came With Steps
  18. 18. Iced Out My Arms
  19. 19. Whatever
  20. 20. Interlude
  21. 21. Unchanging Love
  22. 22. Asahd Talk (Thank You Asahd)

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18 Kommentare mit 36 Antworten

  • Vor 7 Jahren

    talentlose speckrollen. wie sich gute artists zu ihm hinreissen lassen ist mir schleierhaft.

  • Vor 7 Jahren

    Ich feier die Amis ja für Ihren lockeren und selten verkopften Umgang mit Mucke und das sie Zeugs auch einfach mal abfeiern ohne nach links und rechts zu gucken, aber manchmal übertreiben die das und gebären dann DJ Khaled. Den feiern die doch nur für seinen Instahype, Hashtagblessed und Kakaobutter oder wattweissich. Der sollte einen Doktor in "zuviele Köche verderben den Brei" machen. Es wird auch immer schlimmer, je mehr Berühmtheiten dazu kommen.

    Selten glückt da mal was (die Nas Kollabo Album Done zuletzt war solide).

    Aber diesmal echt nur Schmutz.

    Hörenswert, wenn man wissen will mit was für bestmöglichen Mitteln man etwas an die Wand fahren kann.

    Ich besorg mir jetzt nen Filet vom Koberind und mache dazu Fertigpommes vom Aldi und ne Gummibärchensoße.