laut.de-Kritik
Sommer, wo bleibst du?
Review von Paula FetzerKennt man die DMA's von ihren vorigen Releases noch als Indie Rock- oder Britpop-Formation, überrascht der starke Syntheinsatz gleich zu Beginn von "How Many Dreams?". Das Album startet mit dem Titeltrack, der mit seinem eintönigen Rhythmus zum Mitklatschen animiert. Bei Liveshows macht es sich sicherlich gut als Stimmungsmacher zum Anfang, wirklich anspruchsvolle Kost ist es aber nicht.
Auf "Olympia" nimmt die Gitarre mehr Raum ein und die positiv-lockere Atmosphäre verleitet zu einem Roadtrip mit Freunden - oder zum Rumcruisen auf dem Motorrad in der Abendsonne, wie es die DMA's im dazugehörigen Musikvideo vormachen. Unbeschwertheit vermitteln Tommy O'Dell, Matt Mason und Johnny Took auch auf "Everybody's Saying Thursday's The Weekend", nach dem man den Feierabend an einem heißen Sommertag herbeisehnt. Wie Gitarrist Took anbringt, "geht es darum, die Dinge loszulassen, die uns belasten, und der Zukunft mit Optimismus entgegenzutreten."
Die Gemütslage ändert sich auf "Dear Future" mit seinem trägen Rhythmus zunächst, bis O'Dell nach Lyrics wie "You gotta get out, the country's still a joke / Fresh air, silence and loneliness, it makes me want to choke" die Zukunft willkommen heißt: "Dear Future, come in / I can tell my friends about you when you're gone, when you're gone". Den Synth setzen sie diesmal passend zum ruhigen Charakter der Ballade sparsamer ein.
Während "I Don't Need To Hide" nachdenklich beginnt, wird es im Refrain zu einem Dancetrack, der sich bestens für den Club eignet. O'Dell singt von dem befreienden Gefühl, in einer Beziehung man selbst sein zu können und sich nicht verstellen zu müssen. Die kurze Break vor dem letzten Refrain gestalten die Australier allerdings weder kurz noch lang genug, so dass sie sich nahtlos in den Song einfügen würde, sondern irritieren den Hörer mit der Unterbrechung.
Smoother bringen sie "Jai Alai" über die Bühne. Das Klavier hebt den Gesang hervor und bietet mit seiner entspannten Art eine willkommene Abwechslung zu den sonst energiegeladenen und tanzbaren Stücken. "Jai Alai" unterstreicht die sorgenfreie Natur des Albums, ohne zu langweilen. "Something We Are Overcoming" gerät dahingegen schneller in Vergessenheit. Die Übergänge zwischen den einzelnen Abschnitten sind fließend gestaltet, was jedoch auch dazu beiträgt, dass das Lied einfach so vor sich hin plätschert.
Mit "Get Ravey" befindet sich nicht, wie man bei Betrachten des Titels annimmt, eine weitere elektronische Nummer auf der Platte. Stattdessen serviert das Trio einen Indie Rock-Song, in dem vor allem der Refrain heraussticht. O'Dell legt alle Kraft in seine Stimme und wechselt in eine höhere Tonlage als sonst. Statt Party-Vibes präsentieren sie Sonic Youth-Einflüsse, die sich in den beiden Gitarrenspuren bemerkbar machen. Dafür driftet der Closer "De Carle" dann gänzlich ins Elektronische ab.
"How Many Dreams?" verbreitet durchgehend gute Laune, im Gedächtnis speichern sich aber nur wenige der Tracks ab. Dennoch überzeugt es nach jedem Anhören mehr und entfaltet seine Wirkung. Die transportierte Gesamtstimmung bleibt: Es ist ein Album für Tage mit strahlend blauem Himmel und im Fahrtwind wehenden Haaren.
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