laut.de-Kritik

Vom Punktrommler zum Elektronik-Wizard.

Review von

Der Brite Dave Ellesmere gehört zu den spät berufenen Elektronikkünstlern. Jahrelang trommelte er sich in Anarchopunk- und Hardcorecombos wie Discharge und Flux Of Pink Indians die Seele aus dem Leib. Mit den ersten Releases aus Detroit wurde alles anders. Ellesmere entdeckte sich in der souligen Tristesse jener Veröffentlichungen wieder und setzte fortan alles daran, seine eigenen Detroit-Sounds zu kreieren. Mit Erfolg, wie sein inzwischen zweiter Longplayer auf Kanzleramt "Rites Of Spring" beweist.

Gerade mal ein Jahr ist es her, dass sich Dave Ellesmere mit seinem fulminanten Debütalbum "Angry Young Computers" in den Herzen der Detroit-Gemeinde spielte. Auch Pioniere aus Motor City wie Kevin Saunderson zeigten sich angetan von den Tracks des einstigen Punktrommlers und reserviertem ihnen einen Stammplatz in ihren Playlists. Auch mit "Rites Of Spring" huldigt Ellesmere wieder dem dunklen Charme von Detroit.

Daran lässt der Opener "Walking Sideways" keinerlei Zweifel aufkommen. Minimalistische Tech-House-Grooves weisen Ellesmere als gelehrigen und doch zugleich auch originellen Schüler von Minimal-Legende Robert Hood aus. Wie auch schon auf "Angry Young Computers" vermeidet es Ellesmere, sich in Genrepurismus zu üben. Zwar hören sich seine Tracks nach Detroit an, atmen den traurigen Blues dieser Stadt mit jedem Ton, lassen sich jedoch keineswegs in ein enges Korsett einschnüren.

Und so darf bei "Punched Away" mit seiner Acid-Bassline und seiner beinahe schon fröhlich zu nennenden Melodie gar etwas Euphorie aufkommen, bevor das nervöse und schräge "Tetris" über einen herein bricht. Wer mit diesem hektisch holpernden Track im Ohr erfolgreich Steine sortieren kann, der hat es zu wahrer Tetris-Meisterschaft gebracht. Try it. Lieber wäre mir bei solch einem Unterfangen das locker verspielte "Putting Things Back Together" oder der an Orbital erinnernde Track "Infinite Sun".

Mit dem schönen "Evening Shade" schließt sich der Kreis wieder. Der klassische Tech-House knüpft an den Opener "Walking Sideways" an. Damit fällt "Rites Of Spring" insgesamt etwas homogener aus als sein Vorgänger, der es gar in die Playlists von Nu Jazz DJs wie Giles Peterson oder Peter Kruder geschafft hat.

Trackliste

  1. 1. Walking Sideways
  2. 2. Punched Away
  3. 3. Tetris
  4. 4. Infinite Sun
  5. 5. The Other Side Of Tomorrow
  6. 6. Crystal Clear
  7. 7. Putting Things Back Together
  8. 8. Where Were You When The Lights Went Out
  9. 9. Evening Shade

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