laut.de-Kritik
Mit neuer Sängerin zu alter Klasse.
Review von Toni HennigVor zwei Jahren hatten sich Sängerin Charlotte Wessels und andere Bandmitglieder von Delain getrennt, so dass nur noch Bandgründer und Keyboarder Martijn Westerholt übrig blieb. Der machte aus der Not eine Tugend und besetzte die Formation nach und nach neu. So holte er wieder Drummer Sander Zoer sowie Gitarrist Ronald Landa in die Band zurück und präsentierte mit Ludovico Cioffi einen neuen Bassisten und Growler sowie mit Diana Leah eine neue Sängerin. Nun folgt mit "Dark Waters" das erste Album der Symphonic Metaller in der neuen Besetzung.
Dass man trotz aller personellen Veränderungen keinen Bruch mit den Delain-typischen Traditionen erwarten braucht, macht schon der Opener "Hideaway Paradise" unmissverständlich klar, der sowohl über poppige Melodien als auch über rockige Riffs und Elektronikspielereien verfügt. Dazu thront Diana mit ihrer hellen, glasklaren Stimme souverän über dem Geschehen. Dass sie auch die emotionaleren und kraftvolleren Parts locker meistert, beweist sie anschließend in "The Quest And The Curse", das auf das Genre-typische 'Beauty and the Beast'-Thema setzt und hinten raus an sinfonischer Opulenz gewinnt.
"Beneath" besitzt dagegen mehr etwas Mysteriöses und bietet im Refrain ein schönes Duett zwischen Gastsänger Paolo Ribaldini und der in Italien lebenden Rumänin, die in der Vergangenheit hobbymäßig als Trance-Vokalistin in Erscheinung trat. Danach gibt es mit "Mirror Of Night" einen poppigen Track mit leichten Gothic-Anleihen und ein wenig Chor-Einsatz. In "Tainted Hearts" und "The Cold" zeigt sich schließlich mit kraftvollen Chören und soundtrackhaften Orchestermomenten die sinfonische Schlagseite der Band am deutlichsten. Jedoch wirken die beiden Nummern etwas austauschbar und ermüdend.
Danach folgt mit "Moth To A Flame" der Song, an dem sich wohl eingefleischte Metaller am meisten die Zähne ausbeißen werden. Der verbreitet nämlich nicht nur eine Menge gute Laune, sondern erinnert im Refrain auch noch sehr stark an Irene Caras 80s-Hit "Flashdance ... What A Feeling". Trotzdem gelingt es Delain mit diesem Anflug infektiöser Massentauglichkeit der Platte neues Leben einzuhauchen.
In "Queen Of Shadow" bekommt man es wieder mit einem Duett zwischen Diana Leah und Paolo Ribaldini zu tun, bei dem vor allem die kraftvolle Gesangsleistung Dianas heraussticht, deren Organ sich gegen Ende hin geradezu überschlägt. Ribaldini begegnet man in "Invictus", das von viel Epik, Dramatik und Endzeitstimmung lebt, auch noch ein drittes Mal. Der nimmt stimmlich in dem Track jedoch eine eher untergeordnete Rolle ein. Das Highlight bildet nämlich in der Mitte Dauergast Marko Hietala, der mit seinen wuchtigen Vocals dem Stück die Krone aufsetzt. Schön, dass er stimmlich wieder so präsent wie zu seinen besten Zeiten ist.
Anschließend bekommt man mit "Underland" noch eine Nummer geboten, die mit rockigen Gitarren, düsteren Chören und melodischen Anleihen an Nightwishs "The Siren" aufwartet und die mit einer dramatischen gesanglichen Steigerung zum Ende hin für Gänsehaut sorgt. Jedenfalls hat man den Eindruck, dass Diana Leah mit ihrer starken Präsenz der Musik Delains genau die Frischzellenkur verpasst, die nach dem streckenweise recht enttäuschenden Vorgänger "Apocalypse & Chill" bitter nötig war.
3 Kommentare
Dieser Kommentar wurde vor 6 Monaten durch den Autor entfernt.
Ich mag"Apocalypse an Chill" unheimlich gerne.Die Scheibe hat ordentlich Dampf und hat meiner Meinung nach keinen wirklich schlechten Song.In das neue Album werde ich mal rein hören. Die Vorabsingles haben mich aber noch nicht überzeugt.
Sehr gutes Album!