laut.de-Kritik
Von Sinatra bis Rihanna: Ein Crooner blickt über den Tellerrand.
Review von Kai ButterweckDie Welt der Crooner ist eine Welt voller Emotionen, Eleganz und Pathos. Statt in Sneakers und Shirt begegnet man dem Leben und seinen Geschichten in Lackschuhen und im schnieken Anzug. Gefühle können gar nicht groß genug inszeniert werden. Auch der Niederländer Dennis Van Aarssen ist dem musikalischen Glanz und der Aura von Ausnahmeinterpreten wie Frank Sinatra, Tony Bennett und Guy Mitchell verfallen.
Der einstige The Voice of Holland-Sieger und passionierte Jazz-, Swing- und Blues-Fan erfüllt sich mit seinem neuen Studioalbum einen großen Traum: "Ich habe all das, was ich über die Jahre gelernt habe, und all mein Herzblut in die Musik dieses Albums einfließen lassen und versucht, einige meiner Lieblingslieder, meine liebsten musikalischen Souvenirs, im Crooner-Stil in die Gegenwart zu bringen", so der 31-Jährige.
Ein simples Coveralbum reißt die Massen zwar selten aus den Stühlen. Interessant wird es immer dann, wenn die Originale verändert werden, und sie sich in neuem Antlitz präsentieren. Dennis Van Aarssen hat seine Hausaufgaben diesbezüglich gemacht. Dem Branchen-Hit "Feeling Good", den Michael Bublé vor 20 Jahren massenkompatibel auf große Weltreise schickte, streift der Holländer ein luftiges Swing-Korsett über. Mit schnippenden Fingern und glasklarem Big-Band-Sound im Rücken mimt Van Aarssen den coolen Crooner – und trifft damit voll ins Schwarze.
Sicher, das Fundament ist nicht neu. Ein schicker Zweiteiler, eine sehr gut ausgebildete Stimme und smoothe Bläser im Background: Ein solches Paket ging schon diverse Male um die Welt. Aber Van Aarssen bringt neuen Schwung rein, weil er weniger auf dicke Hose macht, sondern sich mehr auf musikalische Detailarbeit fokussiert.
Hinzu kommt, dass sich der Sänger auch an genrefremde Stücke herantraut. Rihannas Club-Hit "Don't Stop The Music" sorgt auch in der Piano-Bar um die Ecke für gute Laune. "Watermelon Sugar" von Harry Styles startet mit funky Stratocaster-Anschlag und unbeschwertem Summertime-Vibe. Im Mittelteil stößt die Big Band hinzu, die die Strandpromenade kurzerhand in eine Tanzmeile verwandelt.
Das mediterrane Flair von Sinatras "Something Stupid" erstrahlt plötzlich im luftigen Jazz-Gewand. Den großen "Rat Pack"-Entertainer hat Van Aarssen ohnehin besonders in sein Herz geschlossen. Mit viel Esprit, Pauken, Trompeten und ausgeklügelten Jazz-Einschüben verneigt sich der Sänger vor Sinatras Glanztaten ("That's Life", "My Way"). Am Ende klatscht man vor den Boxen Beifall.
Dennis Van Aarssen nimmt den Hörer mit auf eine Crooner-Soundreise, die nicht nur an bekannten Stationen Halt macht. Das sorgt für Abwechslung und stets gespannte Lauscher. Während der Großteil der Genre-Kollegen nur selten über den eigenen Tellerrand blickt, wagt Van Aarssen dieses Experiment nicht nur, sondern zieht es auch durch.


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