laut.de-Kritik
Die Badener bleiben unzerstörbar, mit Vibes von Voivod und Kreator.
Review von Jürgen LugerthIn früheren Reviews von Destruction wird dieses verwegene Trio aus dem Badnerland immer wieder und fast schon etwas penetrant mit dem Label 'die deutschen Metallica' oder so ähnlich beklebt. Was in den Anfangsjahren der Band vielleicht noch halbwegs hinhaute, ist schon seit etwa zwei Jahrzehnten völliger Nonsens. Denn Metallica haben sich ja spätestens seit ihrem berühmt-berüchtigten schwarzen Album von 1991 mit dem bekanntesten Hausfrauensong einer Metalband jemals von dem verabschiedet, was Destruction bis heute machen und immer gemacht haben. Nämlich lupenreinen, unerbittlichen Thrash Metal ohne allzu viele Experimente und ohne Kompromisse.
Band-Kommandeur Marcel 'Schmier' Schirmer, verantwortlich nicht nur für die Geschicke des flotten Dreiers, sondern auch für Bass und Gesang, ist nun mal ein sturköpfiger Steinbock und großer Lemmy-Verehrer. Das sorgt für extreme Eigenständigkeit und Standhaftigkeit und besitzt somit durchaus Motörhead-Qualitäten. Und so ist sein neuer Streich "Under Attack", eingeprügelt mit seinem alten Kumpel Michael 'Mike' Sifringer an der Gitarre und dem polnischen Felldrescher Vaaver wiederum das, was man von Destruction erwarten kann.
Von den letzten Scheiben blieb nicht so wahnsinnig viel in Erinnerung. Rasend schnelle und aggressive Mucke halt, mit kritischen Texten über die vielen Unsäglichkeiten dieser armen geschundenen Welt, ausgespuckt von Schmiers mit giftiger Stimme. Das gab es immer und das gibt es natürlich auch dieses Mal reichlich. Trotzdem beansprucht "Under Attack" die Aufmerksamkeit mehr und gefällt mir besser als die Vorgänger. Vielleicht liegt es daran, dass der 'Rock-Anteil' auf diesem Album höher ist, dass beim Hören immer mal wieder ein gewisses spaciges Sound-Gefühl aufkommt, das man so von den durchgeknallten Kanadiern Voivod her kennt oder auch daran, dass Schmier nicht so extrem keift, wie man es sonst von ihm kennt.
Der an Nummer Eins gesetzte Titeltrack beginnt gar mit einer dezenten akustischen Einleitung in der Art, wie Metallica ihr "Battery" eröffnen, bevor er amtlich lospoltert. Na also, da wäre ja doch noch eine Parallele. Und dann kommen auch schon zum ersten Mal die verzerrten und schrägen Akkordfolgen, die den Vergleich mit Voivod erlauben. Besonders eng ist die Verwandschaft beim rasant pulsierenden "Elegant Pigs", wo selbst der Gesang im Chorus stark an die Techno-Space-Thrasher erinnert. Stark auch "Getting Used To The Evil", das ein wenig wie ein Bruder des Titelstücks anmutet, nur langsamer und eindringlicher. Rattenscharf die Bassläufe und die Gitarrenarbeit auf "Pathogenic", "Second To None" rockt einfach wie die wilde Sau. Und der Kracher "Stand Up For What You Deliver" erinnert, warum auch immer, ein bisschen an Kreator-Songs der neueren Phase.
Es mag sein, dass nicht jeder der vorliegenden zehn Songs ein absoluter Volltreffer ist und die Abwechslung über die gesamte Scheibe etwas größer sein könnte, aber insgesamt haben wir hier ein richtig geiles Stück vorwärtstreibenden Metalls vorliegen, das einen auf der Fahrt zum nächsten Keep It True oder Bang Your Head!!! oder Rock Hard Festival etwas schneller (und hoffentlich unfallfrei) ans Ziel kommen lässt als geplant. Trotz des Bandnamens, haha. Sehr gut gemacht, Destruction!
2 Kommentare mit 2 Antworten
der typ ist das grauen...sein talent jedoch wahrhaft groß.
Sein Gesangstalent aber eher nicht, finde ich.
aber als composer und arrangeur und idennreicher pionier. ich finde ja, die qualität seiner songs ist umgekehrt proportional zu den schlichten schmand, den er oft von sich gibt.
Nicht übel aber an Vektor kommt in Sachen Thrash dieses Jahr nix mehr ran.