laut.de-Kritik
Für Querdenker mit Bassbedarf: Arschfunk.
Review von Dominik KrausAlexander Robotnick, Deetron, Martin Landsky, Robert Hood, Joakim, Samuel L Session, Aux 88, The Advent, DJ Godfather, Steve Bug, Jesper Dahlbäck und und und. Da bleibt einem fast die Spucke weg!
Was sich liest wie das Who's Who des Technohimmels über Berlin und Detroit ist in Wirklichkeit "nur" ein Auszug aus der Liste der Erdlinge, die im Lauf der vergangenen Jahre die Ehre hatten, die allmächtigen Poopgötter From Uranus, namentlich Detroit Grand Pubahs zu remixen.
Nun halten große Namen ja nicht immer, was sie versprechen. Gerade beim Remixen legt nicht jeder sein ganzes Herzblut in die Arbeit. Manche Künstler gestehen gar ganz offen und öffentlich ein, dass für sie ein Remix schnellem und einfachem Geld gleichkommt - und sonst nicht viel. Aphex Twin etwa erzählte da einst ein interessantes Anekdötchen zum Thema "Remix für die Lemonheads".
Doch muss man den oben genannten Herren Remixern durch die Bank ein großes Kompliment machen: Von lustlos kann keine Rede sein. Im Gegenteil. Ich persönlich kann jedenfalls mit den Neuinterpretationen von den schlüpfrigen Geschichten des Dr. Bootygrabber et al wesentlich mehr anfangen als mit den Originalen. Weniger Vocals orientiert und auf soliden Grooves einmarschierend sind die neuen irdischen Gewänder der bearbeiteten Pubah-Tracks sehr kleidsam.
Die Sammlung bisher nur verstreut auf Maxi-B-Sides und teilweise noch gar nicht erhältlichen Mixe ist somit eine prima Idee. Zumal die 15 Stücke, obwohl von unterschiedlichen Kollegen bearbeitet, alles in allem einen in sich geschlossenen Eindruck machen und als Longplayer ebenso gut funktionieren wie als Einzeltracks.
Besonders gelungen sind die Neuinterpretationen von Martin Landsky, der aus "Surrender" einen tief pumpenden Houseburner erster Kajüte zaubert sowie der Deetron Remix von "Skydive From Venus" - bereits im Original ein ganz ausgezeichneter Spacer. Doch Sam Geiser, der seit Jahren die direkte Achse von Bern nach Detroit darstellt, legt noch ein wenig mehr Wumms drauf, leert noch ein bisserl Special Sound Sauce drüber und serviert den klassischen Opener für ein fettes Technoset. Das Ding um 4:44 Uhr gespielt, und die Meute jauchzt und jappst nach Luft.
Mit "After School Special" zeigt Alexander Robotnick mal wieder auf, wo der Acid-Hammer hängt, und dass Italo kein Schimpfwort sein muss. Ciao Bello, das macht Spaß und schwingt munter vor sich hin.
Ansonsten gibts massive Technobeats auf die Ohren: Robert Hood tut, was ein Robert Hood tun muss (pumpen), Steve Bug holt die gepflegten Pokerflat-Rimshots und Technosirenen aus dem Toolkit, Aux 88 zimmern aus "Suture The Future" den ihnen eigenen Spooky-Detroit-Electro.
Und so wird der Hörerhintern beinahe 80 Minuten lang höchst kompetent gestreichelt, betatscht, begrapscht und gekickt, dass es eine wahre Freude ist: Hol dir den Arschfunk.
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