laut.de-Kritik
Ein zweistündiges Heimspiel der Superlative.
Review von Uli BrechtoldMit 800.000 verkauften Einheiten von Ballast Der Republik erhielten die Hosen vor kurzem Vierfach-Platin. Nach fast eineinhalb Jahren pausenlosem Touren setzen sie ihrem Erfolg die Krone auf und teilen die letzten Momente der "Krach Der Republik"-Tournee in ihrer Heimatstadt mit ihren Fans.
"Wenn die Saallichter ausgehen und das Intro verstummt, wenn es Zeit ist dann letztendlich doch ins Bühnenlicht zu gehen, dann ist es so wie ein Sprung ins Wasser und du stehst auf dem Zehnmeterbrett und da unten sind wahnsinnige Wellen," so Campino im kurzen Vorspann. Danach stürzen sich die Altpunks ins Düsseldorfer Stadion, das mit 90.000 Zuschauern an zwei Abenden innerhalb nur einer Stunde ausverkauft war.
In Augenblicken voller Höhepunkte und vergossenen Tränen lassen sich Campino und Co. bei dieser Gelegenheit etwas Besonderes einfallen. Während die Bengalos für die Fans schon lange obligatorisch sind, lädt der Sänger dieses Mal ein junges Mädchen aus Wuppertal in "Paradies" auf die Bühne. Sie gibt sich textsicher, und sobald die Zahnspange der Vergangenheit angehört, klappt es sicherlich auch mit dem Töne treffen.
Das Menschenmeer bejubelt die Gastsängerin und brennt vom Opener "Ballast Der Republik" bis hin zum Rausschmeißer "You'll Never Walk Alone", schwingt die Arme in "Hang On Sloopy" oder "Schönen Gruß, Auf Wiederseh'n" als ob es das erste Konzert seit langer Zeit wäre. Dabei stehen die Düsseldorfer nach über 30 Jahren auf dem Zenit ihrer Karriere. Diesen feiert das Publikum euphorisch in Uralt-Songs wie "Verschwende Deine Zeit" oder "Achterbahn".
Campino liefert eine hervorragende Gesangsleitung ab und patzt nur kurz in der Akustik-Nummer "Draußen Vor Der Tür", als er zu früh einsetzt. Mit einem charmanten Lächeln ist der Fauxpaus schnell vergessen und das Lichtermeer bei Dunkelheit sowie die Gänsehautstimmung entschädigen nach wenigen Sekunden.
Die Kameras halten neben Ausrutschern vor allem die Menschenmenge fest, damit der Schweiß im Heimkino sichtbar wird und die Atmosphäre authentisch zum Tragen kommt. So knutschen Frau und Mann leidenschaftlich in "Alles Aus Liebe" und alle feiern "Bonnie & Clyde" bis zum Abwinken, während eine Spezialkamera Schlagzeuger Vom umkreist und schöne Bilder für zu Hause liefert.
Bei "Hier Kommt Alex" und "Wünsch Dir Was" geht es sichtlich zur Sache und Campino unterbricht kurzzeitig die Songs. Er erkundigt sich, ob alle zu Boden gegangenen Personen wieder wohlauf seien. Die Hosen und ihre Fans verbinden eben mehr als nur Altbier und ein Zweitligist. Regisseur Paul Dugdale retuschierte nicht viel und überlässt den Zuschauer der puren Live-Energie.
Kuddel macht sich in "Europa" hinter der Bontempi-Orgel gut. Ansonsten bleibt er als Gitarrist in "Auswärtsspiel" oder "Pushed Again" der Mann fürs Grobe. Als es in die Verlängerung geht, rennt die Band in Richtung Stadionmitte, um Schlachthymnen wie "Opel-Gang" oder "Düsseldorf" von einem kleinen Podest zu performen. Eine nette Gelegenheit, die Band aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.
Neben einigen Titeln vom letzten Album bietet die DVD die Bühnenrarität "Helden Und Diebe" und die üblichen Konstanten. Nach dem zweistündigen Heimspiel der Superlative begeben sich die Punk-Veteranen in ihre wohlverdiente Pause. Auf baldiges Wiedersehen.
14 Kommentare mit 23 Antworten
Die lange erhoffte Schlagerplatte - ist Helene auch drauf?
Helene Fischer ist viel zu geil für diese alten Säcke.
Kannst du mir neben "Tage Wie Diese" noch eine weitere Schlagernummer nennen?
http://tinyurl.com/q4y65a8
och, wie niedlich
Uhlukai: Das komplette letzte Album?!?
@CafPow Dann nehmen wir Matthias Reim, der sieht ja irgendwo so aus wie dieser Schlageronkel Campino.
Dann leben wir nicht in der gleichen Welt Sancho!
@JaDeVin
ist gekauft.
Nee du lebst ja auch in Mittelerde^^
das cover ist abschreckung genug
Musste im ersten Moment an Tokio Hotel denken...:dsweat:
Stimmt, jtzt wo du es sagst
Da hat sich das Grafikdesignerteam so ne Mühe gegeben, den weißen Text in den drei Ecken zu platzieren und ihr hackt nur wieder rum.
Das ist auf jeden Fall ein Kandidat für die schlimmsten Cover 2014.
Von einer echt ernstzunehmenden Punk/Rockband zur Schlager-Stadionrock-Lachnummer.
doch, doch...als zk waren die echt gut in der düsseldorfer urpunkszene a la ratinger hof und so.
Hör jetzt bitte auf damit, Anwalt, hm? Danke. Der einzige Deutsche, der in den letzten 100 Jahren wichtig für Musik war, war Conny Plank. Alles andere war und ist gesellschaftskulturelle und kulturindustrielle Selbstbefriedigung. These men are just wankers, it didn't get much better...
Tjoa, ich mag die eigentlich auch nicht wirklich, aber die Liveshow hat schon Hand und Fuß.