laut.de-Kritik
Electrobeats, rotzende Klampfen und räudiger Gesang.
Review von Michael EdeleDie Italiener von Dope Stars Inc. haben in ihrer kurzen Karriere bisher schon einiges erreicht. Newcomer des Monats, sowohl im Orkus, als auch im Sonic Seducer wird nicht jeder. Wobei die vier Hühner - ups, sind wohl doch Kerle - aber auch einen hervorragenden Aufmacher abgeben, schließlich sind sie nicht nur was für's Ohr, sondern auch was für's Auge.
Vorm Spiegel dürfte das Quartett mindestens so viel Zeit verbringen wie auf der Bühne, denn viel androgyner geht's schon fast nicht mehr. Die Gothic-Mädels werden drauf stehen, denn wer ganzkörperlich (die Rübe jetzt mal ausgenommen) glatt sein dürfte wie ein Babyarsch, der lässt sich bestimmt auch gut pudern ... oder so ähnlich. Der Grat bis hin zur Transe wird auch immer schmaler.
Musikalisch bieten die Dope Stars eigentlich nur bedingt Neues. Ähnlich wie Pain, Kovenant oder die Deathstars mischen sie EBM-Sounds mit ein paar Gitarren und produzieren damit einen ganzen Haufen tanzbaren Materials. Zumindest das muss man den Dope Stars lassen, denn auf "Neuromance" ist kein einziger Song, der nicht sofort die Tanzflächen in den Szene-Clubs füllen würde. Im Vergleich zu den oben genannten Bands gehen sie deutlich elektronischer zu Werke und mischen wirklich alles zusammen, was ihnen einfällt.
"10.000 Watts" ist ein Opener, der gleich klar macht, was es den Großteil der nächsten Stunde auf die Ohren gibt. Schnelle Electrobeats, tanzbare Mucke, ein paar rotzende Klampfen und räudiger Gesang. "Infection 13" lässt sogar eine kurze Solomelodie anklingen und auch "Vyperpunk" lässt erahnen, warum zwei Gitarristen in der Band stehen.
Dass Victor auch über eine klare und vor allem angenehme Singstimme verfügt, zeigt er bei "Platinum Girl" und dem folgenden "Make A Star" sehr schön. Gesanglich erinnert das schon beinahe an Suede. Dass Thomas Rainer von L'Âme Immortelle beim bereits erwähnten "Vyperpunk" seine Finger im Spiel hatte, ist dem Song deutlich anzuhören, denn die Nummer könnte auch auf einem Album seiner Band stehen.
Zu "Generation Plastic" lässt sich etwas ruhiger die Hüften schwingen, dafür killt das folgende "Rebel Riot" um so mehr. "Theta Titanium" knallt einem als heftige Industrial-Nummer vor den Latz und ist neben "Self Destructive Corp." die härteste Nummer des Albums. Zwar geht "Defcon 5" auch ganz gut ab, knuspert dafür aber nicht so sehr, sondern geht deutlich leichter ins Ohr.
Die Limited Edition von "Neuromance" erscheint in einem mehrfach ausklappbaren A5 Doppel-CD-Digipak mit 32-seitigem Booklet mit allen Texten und zusätzlichen Fotos, einer Bonus CD mit 18 Songs voller unveröffentlichtem Exklusivmaterial und Remixen, einem Posterbooklet sowie einem Sticker. Das gibt es alles zum Preis einer regulären CD, was wirklich value for money ist.
Auf der anderen Seite kaufen diejenigen, die sich die normale Version zulegen, eine kleine Mogelpackung, denn sämtliche Songs der Debüt EP "10.000 Watts Of Artificial Pleasures" (bis auf die Billy Idol-Coverversion) sind auch auf "Neuromance" drauf. Da hätte man sich schon ein paar Songs mehr einfallen lassen können.
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