laut.de-Kritik
Effektvolles Metaltheater mit Lemmy als Leibhaftigem.
Review von Artur SchulzDie hochgereckte Faust signalisiert: vorwärts geht's! Doro Peschs 16. Studiowerk zelebriert zum nahenden 30-jährigen Jubiläum eine satte Mischung all dessen, was die Fans an Doro lieben – und manchmal fürchten.
Metal und Hardrock erweisen sich gern mal als genre-konservativ kostümierter Karneval, gewisse Versatzstücke in Outfit und Sound gehören einfach dazu. Doch Doro umschifft drohende Langeweile mit Einsatzfreude, Energie und illustren Gästen. Es braucht keine Revolution in der Waffenkammer, wenn das alte Schießpulver noch immer richtig zündet?
Mit viel Drive und Druck versehen bittet die Düsseldorferin hinein ins Vergnügen. Auf "Raise Your Fist In The Air" bratzen die Gitarren, das Schlagzeug pumpt dynamisch, dunkel grollt ein Männerchor. Leidenschaftlich röhrt sich Doro rein in die Nummer. Da lacht das Fanherz, Kurzweil ist garantiert, Mitgrölfaktor inklusive.
"Kill The Beast", fordert die Metalqueen. Und tatsächlich ist das Biest nicht weit, denn auf "It Still Hurts" macht der Leibhaftige himself seine Aufwartung: Motörheads Lemmy Kilmister weiß, wovon er singt, oder besser, worüber er nölt. Seine in Jahrzehnten gegerbten, whiskygetränkten Stimmbänder schmirgeln in der packenden Ballade problemlos jeden Herzschmerz in Sekundenschnelle davon. Lemmy bleibt nicht der einzige hochkarätige Gast. Für "Grab The Bull (Last Man Standing)" besorgt Ozzys Saitenquäler Gus G ein effektvolles Gitarrensolo.
Das Spiel mit liebgewonnenen Ritualen darf nicht fehlen. Dazu zählen gefühlsbetonte Klänge in Deutsch. "Engel" weckt nicht nur mit dem Titel Assoziationen an den gleichnamigen Rammstein-Smashhit. Doch inhaltlich geht es in eine gänzlich andere Richtung. Eine Zeile wie "Ich werd' dein Engel sein / lass dich nie allein" riecht nach einem andern anrüchigen Genre. Dazu prasseln gleich kiloweise Streicher vom Himmel hernieder. Doch das Ganze funktioniert und macht sogar Spaß, wenn Doro dazu all ihr Herzblut einbringt.
Abwechslungsreich bleibt das Album auf voller Länge. Reichlich Drum-Dresche fängt sich der geneigte Hörer im atemlos und mit Volldampf knüppelnden "Revenge" ein. "Take No Prisoner" peitscht ebenfalls mächtig nach vorn, und dürfte besonders live ein willkommenes Headbang-Highlight abgeben. "Rock Till Death" hat sich ein bisschen Speed eingeworfen. Nicht so zündend: "Little Headbanger (Nackenbrecher)". Die Nummer verliert sich schnell in schlapper Vorhersehbarkeit.
Gegen Ende fährt Doro die Oktanzahl kräftig herunter, und beweist mit dem balladesken Schlussakkord "Hero", wie sich ergreifende Metalemotion anzuhören hat. "Raise Your Fist": Innovationen finden nicht statt, doch verfallen die neuen Songs nie in erstarrte Ritualisierung.
Klassearbeit leistet Produzent Jacob Hansen (Volbeat), der die Tracks mit viel Gespür ins richtige Licht setzt, egal, ob es sich dabei um Höllenfeuer oder Kerzenschein handelt. Mit diesen 15 Nummern im Gepäck kann es Doro auf den kommenden Jubiläumsgigs richtig krachen lassen. Hoch die Fäuste!
13 Kommentare
Wie alt ist die eigentlich mittlerweile.. ah, 47.. hmm.. hart an der Grenze.
Das Alter ist doch irrelevant - wenn's ihr beliebt, kann sie auch mit 70 noch auf der Bühne rumhüpfen. Das Problem ist ihre schlechte Musik.
Es geht ihm, wie immer bei weiblichen Künstlern, rein um ihre Tauglichkeit für seine, ein echtes Sexualleben substituierenden, Pool-Phantasien.
Drollig ist das absolut richtige Wort für die alternde Dame. Und Soulseeker: einfach nicht ernst nehmen, tut bei Manowar ja auch niemand.
früher war die Doro ja mal Magd in Ungarn im späten Mittelalter.
@JaDeVin (« http://www.youtube.com/watch?v=2txZD191E98 viel Spaß ab min 2 ... irgendwie dachte ich die ganze Zeit die Kebekus macht da ne Parodie. »):
Absolut!
Ansonsten hatte ich mit 12 voll Angst vor der Doro und irgendwie hat sich das bis heute nicht großartig geändert.