laut.de-Kritik
Die neuen Joy Division oder die nächsten Interpol?
Review von Rainer HenzeKommen wir gleich zur Sache: Tom Smith singt in dunkler Tonlage, Bariton sagt man wohl, und mit unverblümtem Hang zum Pathos. Wohlmeinende hören Ian Curtis oder Peter Murphy, andere Paul Banks. Sind die Editors also die neuen Joy Division, Bauhaus oder 'nur' die nächsten Interpol? Da letzteren auch niemand vorhält, 'nur' die neuen Psychedelic Furs zu sein, sei die Antwort auf diese Frage von hier an egal.
Denn auf "The Back Room", dem Debütalbum des Vierers aus Birmingham, begrüßen uns ohnehin erst einmal R.E.M., circa 1983. "I still love the light on, Baby." Die folgende Single "Munich" ist ein anrührend-hymnisches Plädoyer für zwischenmenschliche Behutsamkeit und bildet gemeinsam mit dem wütend-treibenden "Blood" einen wahrlich atemraubenden Auftakt. "Blood runs through our veins. That's where our similarity ends."
So geht es zu im "Back Room, where we hide all of our feelings." Jugendliche Gefühlsarsenale sind zweifellos auch auf dem platten englischen Land geprägt von dieser Melange aus Melancholie, Verzweiflung, Angst und Wut. Die Editors vermitteln sie glaubhaft, jedoch selten ungestüm ausbrechend, eher kontrolliert, was zuweilen sogar altklug erscheint. Das liegt zum einen an der stets tighten Produktion Jim Abbiss' (Placebo, Ladytron, DJ Shadow, Kasabian). Außerdem sind die Editor-Jungs keine Teenies mehr, sondern Mitte zwanzig, graduiert, und sie unterhalten nicht mit Drogen-Exzessen (trotz Gitarrist Chris Urbanowicz' frappierender Ähnlichkeit zu Indie-Soapstar Pete Doherty). Manchem mag das zu middle-class sein, doch derart dichte und emotionale Songs benötigen kein Buhei.
Sicher, die Editors machen sich angreifbar. Sie tragen ihre Einflüsse vielleicht noch etwas offenherziger vor sich her, als es unter Art-Punk-Rockern derzeit als fein gilt. Ihr Soundmix aus 80er-Gitarrenrock, elektronischen Einsprengseln und bisweilen dramatisch treibenden Beats ist derzeit alles andere als unüblich. Ihnen deshalb aber die Dringlichkeit abzusprechen oder gar Kalkulation zu unterstellen, geht völlig fehl. Auch wenn sie die Intensität der ersten sechs Stücke auf Albumlänge nicht ganz halten können - "The Back Room" ist weit mehr als ein flüchtiger Zeitvertreib für das Warten auf die nächste Interpol.
18 Kommentare
"The Back Room" ist ohne Zweifel ein sehr gutes Album. Mich würde aber interessieren wie es gerade bei den Editors zustande kommt, dass die Band in den einschlägigen Medien gehypt wird obwohl sie doch so nach Interpol, Psychedelic Furs, Joy Division, etc. klingt. Normalerweise sind gerade solche Vergleiche Gift für jede Band, zumal es sich ja auch noch um ein Debüt handelt. Jeder erwähnts und keinen scheint es dann wirklich zu interessieren?
hat interpol der joy division vergleich geschadet?
Von geschadet haben ist ja auch nicht die Rede gewesen. Mich wundert es nur ein bißchen. Editors, Interpol und Joy Division und auch die Psychedelic Furs gehören zu meinen Favoriten. Besonders die erstgenannten beiden, sonst hätte ich mir die Alben nicht zugelegt.
Langweilige Indie Band aus England: Round 435813...
Ach komm, der war billig.
ne das kann man wahrlich nicht behaupten, dass diese band langweilig ist. sie hat eine ruhe in den Stücken, die gleichzeitig auch zum bewegen animiert. langweilig ist z.B.: Tobias Regner oder Robbie Williams