laut.de-Kritik
Eine Reminiszenz an G-Funk und Rap-Legende Tupac Shakur.
Review von Philipp GässleinDer erste Gedanke: "Heilige Scheiße, jetzt ist er größenwahnsinnig geworden." Eko Fresh betitelt sich in "Et Kütt Wie Et Kütt" als der deutsche 2Pac und benennt sein drittes Soloalbum nach dessen Westcoast-Klassiker von 1996. Große Worte, denen etwas wirklich Großes folgen muss, will er für diesen Vergleich nicht geteert und gefedert werden.
Immerhin ist jetzt geklärt, welches Ziel Ekrems stimmliche Metamorphose in den letzten Jahren hatte. Dieses künstliche Tieferlegen, dieser kehlige Klang - mit viel gutem Willen kann man tatsächlich die angestrebte Ähnlichkeit zur Rapikone erkennen. Wem diese Assoziation verborgen bleibt, dem erwachsen ernsthafte Zweifel an Ekos Geisteszustand.
Album Eins auf Bushidos Ersguterjunge-Label lenkt natürlich das Augenmerk auch auf die Featuregäste. Außer dem Labelboss lädt der proklamierte König von Deutschland allerdings fast nur alte Wegbegleiter von German Dream zur Kollaboration.
G-Style, Summer Cem, Farid, Kapkekz, Kingsize, SD, R'n'B-Sänger Ado und die Outlawz, Tupacs ehemalige Crew, komplettieren das LineUp. Und so teilt sich Eko auf jedem zweiten Track das Mic. Einerseits eine willkommene Abwechslung, andererseits tragen die Gäste wenig zur Steigerung des ohnehin nicht allzu hohen lyrischen Levels bei.
An "Dear Mama" wolle Eko sich messen lassen, erklärte er im Interview zu "Es Tut Mir Leid". Ohne diese Ankündigung wäre mir der Song mit unerträglicher schmalziger Hookline vermutlich nicht mal weiter aufgefallen. So avanciert er zu einem traurigen Tiefpunkt. Und gesellt sich dort zu "Ohne Dich". Schlimmste Befürchtungen erfüllen sich: Eko zerrt doch tatsächlich die Brechreizhymne der Münchener Freiheit durch den Mixer. Freunde, holt schon mal die Sangriaeimer raus.
Ihr werdet sie brauchen, wollt ihr einen zweiten Durchgang von "Ihr Herz Ist So Ghetto" überleben. Die Idee eines Doppelpassspiels mit Capkekz an sich wäre ja ganz nett, aber die Thematik hätte wohl eines etwas ernsthafteren Beats bedurft. Bei "Irgendwann" passt der Beat zwar, aber Ekos Rachefantasien, eines Tages allen Widersachern auf die Fresse zu geben, hätten wirklich nicht vertont werden müssen.
Andere Tracks hingegen sind seines Talents deutlich würdiger. Auf "Gefallene Soldaten" und "Ich Bleib Wie Ich Bin" funktioniert es mit der getragenen Atmosphäre, "Westcoast" und "Jedem Das Seine" wachsen schon durch großartige Beats zu Höhepunkten heran. Auch "Bis Ich Unter Der Erde Lieg", "Es Interessiert" und "Stenzprominenz" bekommen astreine Instrumentals ab. Zweifelsohne steckt ein Konzept hinter dem Album, denn musikalisch würde das teilweise wirklich zu Tupac passen. Eine Reminiszenz an die Hochzeit des G-Funk.
Das Problem: Für einen Klassiker brauchen klasse Beats auch einen ...? Na? Genau: Klasse Rapper. Den könnte Eko, betrachtet man die Musik seiner Anfangstage, sogar abgeben. Warum er es nicht tut, warum er nicht endlich lernt, zu sich, seinem Style und vor allem seiner Stimme zu stehen, weiß vermutlich keiner außer ihm selbst. Traurig ist es allemal, denn diese Beats hätten einen befreit aufrappenden, unverschämten Eko Fresh (wie auf "Ein Tag") viel eher vertragen als den versuchten Klon eines Rappers, der seit zehn Jahren tot ist - und der es trotzdem anscheinend auch alleine noch ganz gut schafft, Platten zu releasen.
231 Kommentare
ach du elend...was haben sich die rüben denn bei dem cover gedacht? da vergeht eim ja schon von vornherein die lust reinzuhören...
"Eine Reminiszenz an die Hochzeit des G-Funk"
mein erster gedanke: häh? wer hat da wen geheiratet?
ein totaler fehleinkauf, verdammter mist, die letzten beiden solostreiche waren doch geil, aber das ding ist einfach unter aller sau
Wie kommt denn eine leserwertung von 5 Punkten bei so einem album zustande^^
Das sind wahrscheinlich Forenarmeen.
Verkannter Klassiker des Genres. Seiner Zeit (bis heute immer noch!) um Jahre voraus. Ich und die anderen 3 Leute, die es damals gekauft haben (denn viel mehr können es ja nicht gewesen sein bei der Chart-Plazierung auf Rang 100), haben es immer schon gefeiert.