laut.de-Kritik

Er ist da, hat Bock und will sich beweisen.

Review von

Elias debütiert beim Major. Der Rapper hat einen steilen Start hinter sich und wird nun als der nächste große Star gehandelt. Obwohl noch nicht ganz oben angekommen, reminisziert er mit "Came From Nothing" schon seinen Aufstieg.

"Heute bin ich Young A.I.", eröffnet Elias sein Werk. "A.I." steht für Allen Iverson, der in den frühen 2000ern die NBA dominiert und zweimal "Most Valuable Player" wird. Trotz vergleichsweise kleiner Statur, setzt er sich gegen seine Kontrahenten durch und inspiriert weltweit. In dieser Welt findet auch "Came From Nothing" statt. Elias ist da, Elias hat Bock, Elias möchte sich beweisen.

Seine Vorbilder waren erfolgreich, als er noch ein Kleinkind war, trotzdem klingt er frischer als viel von der aktuellen Konkurrenz. Sein Rap ist schnörkellos, sein Flow griffig. Stellenweise erinnert er an Shindy, auch Rin hat sich schon in diese Gefilde begeben. Bezeichnenderweise hilft dessen Stammproduzent Minhtendo auch bei "Came From Nothing" aus.

Elias bedient mit seiner Aufstiegsstory bekannte Themen. Der Rapper hat "es geschafft", will aber immer mehr. Er war "Underdog", läutet jetzt die "New Era" ein und fährt in Zukunft "Benzo". Das ist wirklich schon hundertmal erzählt worden, außerdem kommt er selten zum Punkt. Inhaltlich bleiben die Songs oft oberflächlich, erzählen kaum wirkliche Geschichten. Elias beschreibt eher anhand für ihn wichtiger Einflüsse seine Welt. Positiv fällt dabei jedoch immer die Umsetzung auf. Die Texte sind durchgehend gut aufgebaut und verzichten auf grobe Lückenfüller.

Mesh zeichnet für die meisten Produktionen verantwortlich. Der Produzent hat bisher für Kollegah, Farid Bang, Summer Cem, KC Rebell und einige andere große Namen gebaut. Auf "Came From Nothing" hat er jedoch weitgehend freie Hand und teilt sich die Producer-Credits nicht mit anderen.

Das führt zu einem Sound, der wenig mit den überladenen Produktionen eines Kollegah zu tun hat: Die Beats sind klassisch, klingen aber trotzdem eher nach 2020 als nach 2005. Auf große Experimente verzichtet Mesh, die Bässe drücken trotzdem.

Das ganze Album ist mit Referenzen an amerikanischen Hip Hop aus den 2000ern gespickt. Ob der "TRL Skit", das cheesy Liebeslied "Fly Wie Aaliyah", der Wunsch nach einer Jacob-Watch: Elias lebt den Rap der 2000er, ohne sich zu sehr in Nostalgie zu verlieren. Die Einflüsse sind klar, das ganze Album versprüht aber soviel Liebe an diese Ära, man kann nicht von einer Kopie sprechen.

Vielleicht liegt es an der aktuellen Übersättigung im Deutschrap, aber schon diese Attitüde macht den Düsseldorfer interessant. Wer 2020 wieder Durag und Fubu-Baggy trägt, setzt sich automatisch von der Masse der Gucci-Rapper ab.

Es fällt schwer, einzelne Höhepunkte herauszuheben, dafür ähneln sich viele Songs zu sehr. "Weltall", "Underdog", "AF1" und einige mehr bestehen aus einem drückenden Beat, Elias rappt technisch gut und inhaltlich interessant, die Songs funktionieren alle. Hört man sich das Album am Stück an, fehlt ein wenig die Abwechslung, wirklich kritisieren kann man die Lieder aber nicht.

Das ganze Werk wandelt auf dem schmalen Grat zwischen mitreißend und zu glatt und rutscht manchmal in die eine, manchmal in die andere Richtung. Trotzdem wird das Album mit nur 30 Minuten Laufzeit nicht langweilig. "Came From Nothing" unterhält gut und der Flow von Elias macht immer Spaß. Young A.I. füllt die 5XL-Shirts seiner Vorbilder noch nicht ganz aus, ist aber auf einem guten Weg dahin.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Weltall
  3. 3. New Era
  4. 4. Selfie
  5. 5. Benzo
  6. 6. Revenge
  7. 7. Fly Wie Aaliyah
  8. 8. Underdog
  9. 9. Hunnids
  10. 10. TRL Skit
  11. 11. Teenage Dream
  12. 12. AF1
  13. 13. Jacob&Co
  14. 14. Money Mitch Skit
  15. 15. Tag Und Nacht

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