laut.de-Kritik
Ein Ballpool voller Gassenhauer.
Review von Sven KabelitzEin Skandal sondergleichen überschattet in der laut.de-Redaktion die Feierlichkeiten zum Dreißigjährigen von Erasure. Ich traue es mich kaum auszuschreiben, aber Herr Schuh hat seine exklusiven "Snow Globe"-Socken vernuddelt. So ein Schussel.
Bei dem teilweise geradezu beängstigen Abwärtskurs, den Erasure seit zwanzig Jahren hingelegt haben und den erst das im letzten Jahr veröffentlichte "The Violet Flame" abgebremste, vergisst man manchmal, mit was für kleinen schimmernden Synth Pop-Perlen Vince Clarke und Andy Bell zu Beginn aufwarteten.
Gerade die Alben "Wonderland" ("Who Needs Love (Like That)", "Oh L'Amour"), "Chorus" ("Chorus", "Love To Hate You") und allen voraus "The Innocents" ("Ship Of Fools", "A Little Respect", "Chains Of Love") stellen heute noch ein Leckerli für jeden Fan des Genres dar. Mit ihren melancholischen Ausflügen in "The Circus" und ihrem bis heute besten Song, dem grandiosen "Ship Of Fools", deuteten sie an, wie viel Potenzial eigentlich in ihnen steckt. Doch dann überkam sie der Flitter und ihre schon immer gegenwärtige kitschige Seite gewann endgültig Überhand.
Dabei sagt es mehr über Erasure aus, was auf diesem Best-Of-Album keinen Platz gefunden hat. Die letzten Jahrzehnte werden mit gerade einmal vier Stücken ("Fingers & Thumbs (Cold Summer's Day)", "Breathe", "Be With You", "Elevation") abgefrühstückt. "Sometimes (2015)" kann man getrost in die Tonne kloppen. Die Platten "Cowboy", "Loveboat", "Snow Globe", "Other People's Songs" und "Light At The End Of The World" fallen auf der Standard-Edition schlichtweg unter den Tisch. Bei den beiden zuletzt genannten kann man darüber nur dankbar sein.
Den Platz auf den zwei weiteren CDs der Deluxe-Box nehmen Remixe ein. Dabei kommen größtenteils die bereits von den damals erschienenen Maxis bekannten Versionen zum Einsatz. An den Überarbeitungen lässt sich der Zeitgeist weitaus besser ablesen als an Singles, die sich bis auf wenige Ausnahmen mittlerweile auf sicherer Distanz vom aktuellen Geschehen der elektronischen Musik aufhalten.
"Drama! (Krucial Remix)", "A Little Respect (Big Train Mix)" und "Always (Microbots Inside Your Brain Mix)" zählen zu den Highlights. "The Circus" erhält mit dem "Eternal Eraser Mix" von Grumbling Fur einen komplett neuen Remix und ein sperriges, gruseliges Outfit. Mit dem 1991 auf der "Am I Right?"-12'' erschienen "Chorus (Vegan Mix)" waren Erasure der Esskultur unserer Zeit weit voraus. Hier zählen sie ganz klar zu den Vorreitern. Was macht vegane Musik eigentlich aus?
Natürlich haben die beiden Briten schon die ein oder andere Kompilation raus gehauen. Spätestens mit "Total Pop! The First 40 Hits" haben sie 2009 diesbezüglich alles gesagt. Vor allem, wenn man bedenkt, dass mit dem hier titelgebenden "Always" der letzte wirkliche Hit 21 Jahre zurück liegt. Aber zu so einem runden Jubiläum macht es noch mal Spaß, im Ballpool der alten Gassenhauer zu versinken. Nostalgie deluxe.
3 Kommentare
ich würde "WILD! definitiv noch zu ihren Highlights zählen!
ja am anfabg waren sie noch sehr gut..bis zum album wild ! darauf sind drama und blue savannah. danach wurden sie immer schwülstiger und schlechter. manche der neuen alben kann ich mir nicht anhören...dann lieber die alten ..wobei ihre abba cover dann wieder zu den guten sachen gehören.
Die Band war bis 1994 auf jeden Fall sehr stark. Dann kam das Flopalbum 1995
COWBOY war wiederum sehr gut. Doch dann ging es bergab mit der Band.
Die Band hatte natürlich bis in die 90er Jahre viele Hits und es ist verständlich dass MUTE RECORDS ständig neue BEST OF alben rausbringt
Daniel miller von MUTE hat sie nicht rausgeworfen und er hat selber gesagt, dass die Band der Plattenfirma mehr Verlust einbringt als Gewinn