laut.de-Kritik
Umfangreiche Werkschau des britischen Blues Brother.
Review von Artur SchulzDie Deluxe-Edition "Forever Man" beleuchtet auf drei CDs verschiedene Schaffensperioden von Mr. Slowhand zu dessen 70. Geburtstag. Ein brandneues Album hätte die Fans fraglos mehr entzückt. Immerhin stellt die vorliegende Box eine mit sicherem Händchen zusammengestellte Auslese dar, und für Einsteiger ist sie genau das Richtige zum Hereinschnuppern ins Output des britischen Gitarren-Gotts.
CD 1 widmet sich Studioaufnahmen der Jahre 1983 bis 2014. Dass Clapton nicht nur als reiner Bluesvirtouse durchgeht, beweist er mit dem dampfigen "Gotta Get Over" zum Einstieg, um danach durch "I've Got A Rock 'N' Roll Heart" nachhaltig seine Qualitäten als Rocker in den Vordergrund zu rücken. Der Hit "Tears In Heaven" ist natürlich mit von der Partie, doch den ganz besonderen Eindruck hinterlässt das superbe "Riding With The King".
Denn hier steht die erst jüngst verstorbene Legende B.B. King an der Seite Erics und macht allein mit diesem Auftritt deutlich, was die Blueswelt da für einen Großen verloren hat. Nicht sein einziger Auftritt auf "Forever Man". Für "Anyway The Wind Blows" ist der unverwüstliche Clapton-Buddy J.J. Cale mit von der Partie.
Die zweite Scheibe widmet sich den Live-Alben der vergangenen Jahrzehnte. Auch hier finden sich eine Reihe von Songperlen und mit dem unverwüstlichen "Cocaine", der ewig jungen "Layla" sowie dem charmanten Smoothie "Wonderful Tonight" gleich drei All Time Greatest Hits. Hier gibt Steve Winwood auf "Them Changes" und "Presence Of The Lord" den Gaststar.
Gerade die Live-Mitschnitte belegen, über was für außergewöhnliche Qualitäten der 20-malige Grammy-Gewinner verfügt. Die Art und Weise, wie er selbst altbekannten Songs wie "Hoochie Coochie Man" neues Leben einhaucht, weist ihn nachdrücklich als einen der größten Gitarristen aller Zeiten aus (in der Best Of-Liste des Rolling Stone landete er 2003 hinter Jimi Hendrix auf Rang 2).
Die Abschluss-CD zeigt Clapton noch einmal in purstem Blues-Umfeld, frei von Einflüssen anderer Musik-Genres. Auch hier verfügen die Kollaborationen mit B.B. King über eine außergewöhnliche Strahlkraft ("Hold On I'm Coming", "Key To The Highway"). Einer der großen Vorzüge der Kompilation: Die eigentlichen Hits fungieren lediglich als (natürlich unverzichtbares) Beiwerk, doch sehr häufig werden hier Songs aus der zweiten Reihe ins endlich verdiente Licht gestellt.
"Forever Man" als Überschrift ist für diese Zusammenstellung von insgesamt 51 Titeln trefflich gewählt. Denn dem eigentlich schwarzen Terrain des Blues fügt Eric Clapton von jeher überzeugende, glaubwürdige und vor allem intensiv gespielte eigene Akzente bei. Daran scheiterten schon genug weiße Musiker. So war und ist Clapton einer der wenigen Kontinentaleuropäer, die auch jenseits des großen Teichs als Blues Brother willkommen sind.
1 Kommentar mit einer Antwort
Gute Trackauswahl, kann man sich eigentlich nicht mehr beschweren. Oder doch? Ja! Eine Eric Clapton Best Of ist ohne 'Pilgrim' einfach nur halb so viel wert.
https://www.youtube.com/watch?v=8V9tSQuIzbQ
Über Geschmack lässt sich wahrlich streiten, aber diesen Track hätte es nie geben dürfen.