laut.de-Kritik
Es wird geschlemmt, geraucht und gesoffen.
Review von Kai ButterweckFür Erik Cohen entscheidet immer der Klang. Die Instrumentierung, der Sound, der Gesang: Wenn alles passt, ineinander fließt und gut "klingt", dann setzt der ehemalige Smoke Blow-Frontmann ein Lächeln auf und ein Häkchen dahinter. Genres spielen dabei überhaupt keine Rolle. Alles ist erlaubt. Es muss halt, wie gesagt, nur gut klingen.
"Hier Ist Nicht Hollywood", der Eröffnungstrack von Cohens zweitem Soloalbum "Weisses Rauschen", bringt schnell Licht ins Dunkel. Breite Gitarrenwände, viel Hall, wummernde Midtempo-Drums und eine Stimme, die an eine Timbre-Mixtur aus Udo Lindenberg, Joey Ramone und Glen Danzig erinnert: Wie bereits auf seinem Solodebüt schickt Erik Cohen jede Menge Reminiszenzen aus vierzig Jahren Musikgeschichte ins Rennen.
Und fürwahr: Es klingt gut, sogar sehr gut, zumindest in den Ohren von Leuten, die eine musikalische Sozialisation erfahren haben. Wer die Rock- und Pop-Eckpfeiler der vergangenen vier Jahrzehnte bei sich daheim im CD-Schrank stehen hat, klatscht während der folgenden 41 Minuten nicht nur einmal begeistert in die Hände.
Unterschwellig hört man sie alle brodeln, die Glanzzeiten von Type O Negative, Depeche Mode, Black Sabbath, The Sisters Of Mercy, Joy Division und Life Of Agony. Songs wie der Opener, die sehnsüchtige Spelunkenode "Schattenland" und der harmoniegeschwängerte Rausschmeißer "Das Gute Gefühl" verneigen sich mit Stil und gebührendem Respekt vor 80s-Punkrockperlen à la "Pet Sematary" und "I Believe In Miracles".
Zwischendurch klopfen Ian Astbury und Billy Duffy an die Tür ("Totenspinnengeist"). The Doors-Orgeln lassen die Sinne kreisen ("Der Heilige Gral"), und im fernen Kalifornien steigt Mike Ness aus seinem schwarz glänzenden 55er Pontiac und schnippt mit den Fingern ("Nur Ein Herzschlag").
Die ganz Großen der vergangenen vierzig Jahre: Erik Cohen bringt sie alle an einen Tisch. Was für eine Tafel! Es wird geschlemmt, geraucht und gesoffen, und bis tief in die Nacht werden große und kleine Geschichten erzählt. Geschichten, denen Erik Cohen ein musikalisches Gerüst zur Seite stellt, das von vorne bis hinten "gut klingt". Häkchen setzen. Weitermachen.
2 Kommentare mit 2 Antworten
rezi macht schon laune aufs album.
vorgänger fand ich ja schon ganz anständig,insofern hab ich da recht hohe erwartungen an das teil.
kann mich damit bisher iwie nicht anfreunden. hab bisher aber auch nur die vorabs gehört, wobei mir totengespenst weit mehr zusagt. "hier ist nicht hollywood" mmn ein sehr dröges stück.
vllt wirds ja noch. sound etc. macht ja auch nicht wenig spaß. liegt dann vllt eher an den seltsamen texten, die letten da zum besten gibt
bei mir leider nach anhören von "totengespenst" und "hollywood" auch erstmal ernüchterung.
lyrics stimme ich dir zu, sind arg gewöhungsbedürftig, und das in kombination mit dem doch ziemlich weichgespülten sound kann mich nicht wirklich überzeugen.
mal den rest des albums abwarten.
Uiiii, das gefällt aber mal, zumal ich nicht so der deutsch fan bin. Danke Euch mal wieder für die passende Rezension und den Tip ansich...