laut.de-Kritik
Nirvana und Techno? Passt doch wunderbar!
Review von Daniel StraubBei Modepäpsten ist der britische Discjockey für seine schwer elektroid rockenden, dann wieder mit viel Gitarre nach vorne preschenden Sets gleichermaßen geschätzt, wie in schummrigen Kellerlocations vor einem weit weniger erlesenen Publikum. Was indes beide Fangruppen, so unterschiedlich sie auch sein mögen, freuen dürfte ist, dass Erol Alkan seine Residency bei den Bugged Out-Parties nun auf zwei CDs Manifest werden lässt.
2004 von der zu Diffamierungen neigenden britischen Musikpresse mit äußerst wohlwollenden Tönen bedacht, war er nicht zuletzt dank seiner Remixarbeiten auf den Dancefloors omnipräsent. Der schottische Produzent Mylo gab seine Hitsingle "Drop The Pressure" genauso vertrauensvoll in Alkans Hände wie das Klang Elektronik-Gespann Alter Ego seinen Technosmasher "Rocker". Ein ausgebuchter DJ-Schedule ließ Alkan in Clubs von Rio de Janeiro über New York und London enthusiastisch feiernde Fans vorfinden.
Für "A Bugged Out Mix" fährt der türkisch-stämmige Discjockey eine zweigleisige Strategie. Der erste Mix gehorcht einem munteren Electro-Beat, der das Rückgrat für die 20 Tracks bildet. Nach der bombastischen Eröffnung durch die Rock-Dinosaurier von Deep Purple beschleunigen trocken hoppelnde Tanznummern von Freaks, Roman Flügel, Ada und DJ T das Tempo. Mit Étienne De Crécys "Fast Track", das Alkan mit dem Acapella des Justin & Samian-Hits "Never Be Alone" veredelt, legt er eindrucksvoll Zeugnis von seinem Können ab.
Im Anschluss landen sein Kumpel Tiga mit "Move My Body" sowie Alter Egos Hymne "Rocker" in Alkans schizophrenem Deaf Disco Re-Vised-Mix. Ganz am Ende der ersten CD flirten Josh Winks Klassiker "Higher State Of Consciousness" mit dem Acapella des The Rapture-Stücks "House Of Jealous Lovers". Und siehe da: der Funke springt auf Anhieb - bei diesem so unterschiedlichen Liebespaar - über.
Die Kunst, Dinge so miteinander zu verschmelzen, dass Neues entsteht, darauf versteht sich Erol Alkan bestens. Wie sich ein Set auch anhören kann, bringt uns dann der zweite Teil von "A Bugged Out Mix" zu Gehör. Psychedelische Gitarrenpassagen, mit viel Hall belegte Glockenspielläufe und epische Songstrukturen verweisen in die 70er Jahre. Verträumt singen The Concretes "Miss You" und lassen dabei nicht ahnen, dass schon bald Nirvanas "Rainbow Chaser" und DJ Kozes "Kuschelrock" die Gitarrensaiten heftiger anschlagen werden.
Neben dem druckvollen Discjockey, der mit seinen Sets gerne für ekstatisches Tanzverhalten sorgt, kommt auf dem zweiten Mix der gefühlvolle Stimmungs-Arrangeur zum Tragen. Hier folgt Arkan nicht dem Groove, sondern lässt sich vom melodischen Fluss der Songs forttragen. Auf diese Weise entstehen zwei gegensätzliche Soundtracks in unserem Kopf. Auf der einen Seite der verschwitzt rockende DJ, auf der anderen Seite der sensible Träumer. "A Bugged Out Mix" - fürwahr.
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