laut.de-Kritik

Wie ein außer Kontrolle geratenes Kirmeskarussell.

Review von

Das der irischstämmige Engländer mit stilistischer Einseitigkeit nichts am Hut hat, deutete er bereits auf der Debüt-EP "The Early Learnings Of Eugene McGuinness" an. Spielte er dieses Werk noch im Alleingang ein, hat er auf dem selbstbetitelten Longplayer eine Band im Rücken.

Vergleiche mit Rufus Wainwright, Sufjan Stevens oder Ed Harcourt haben durchaus ihre Berechtigung, aber Eugene erhöht mit Backing Band die Schlagzahl und strotzt nur so vor Frische und Vielseitigkeit. Einflüsse der Kinks und den Pogues führt Eugene dabei selbst an.

Von Varieté über Postpunk, Neo-Folk, Theatralik, Beat und Pop ist so ziemlich alles drin. Die einzige Konstante dieses musikalischen Eklektizismus ist die, dass der Sound wie ein außer Kontrolle geratenes Kirmeskarussell tönt, das dann und wann ins Stocken gerät. Vielleicht klänge Adam Green ähnlich, wäre er Engländer, hätte Kreide geschluckt und spielte man seine Platten auf 45 statt 33 RPM ab.

Eine hektisch geschlagenen Gitarre eröffnet in "Rings Around Rosa" blechern das Album, ehe Eugene mit an den jungen Billy Bragg erinnernden nasalem Gesang zu wilden Drums eine gewundene Melodielinie anstimmt. Trotzdem bleibt Raum für mehrstimmige Choral-Einlagen, die sich im weiteren Verlauf der Platte als fester Bestandteil offenbaren.

Während das eingängige "Fonz" von satter E-Gitarre untermalt wird, nimmt er beim wunderbaren "Wendy Wonders" und "Not So Academic" mit laszivem Crooner-Pop das Tempo raus. Der nähert sich mit Streichern und Backgroundchor dem großen Rufus Wainwright an, legt dabei seinen sympathischen Indie-Gestus aber nie ab.

Cabaret-Pop goes Indie wäre ein Motto für das hitverdächtige "Moskow State Circus". Das von der Akustischen, Piano und Orgelflächen untermalte "Those Old Black And White Movies Were True" blickt in die 30er-Jahre zurück - da verwundert dann auch der außergewöhnliche Falsettgesang nicht.

Mit "Nightshift" präsentiert sich Eugene als schmissiger Post-Punker, in der ruhigeren Nummer "Knock down The Ginger" perlt dagegen die Akustische zum Glockenspiel. Das schräge "Disneyfield" kombiniert Drehorgelklänge mit verzerrten E-Gitarren und lustigem Harmoniegesang, ehe Eugene diesen Jahrmarkt erstaunlich besinnlich ausklingen lässt.

"Ich möchte lieber für meine Unbeständigkeit bekannt werden, als für eine ewig gleiche Leier, darum habe ich auf dem Album so viele Dinge einfließen lassen", äußert sich der 22-Jährige zu seinem musikalischen Schaffen.

Eugene legt ein übermütiges, gutlauniges und manchmal hysterisches Album vor, das unverkrampft in der Musikgeschichte wildert und daraus seine außergewöhnliche Vorstellung zeitloser Popmusik destilliert - und noch feinsinnig ironische Lyrics draufpackt. Sehr überzeugend.

Trackliste

  1. 1. Rings Around Rosa
  2. 2. Fonz
  3. 3. Wendy Wonders
  4. 4. Moscow State Circus
  5. 5. Those Old Black And White Movies Were True
  6. 6. Nightshift
  7. 7. Atlas
  8. 8. Knock Down Ginger
  9. 9. Crown The Clown
  10. 10. Not So Academic
  11. 11. Disneyfied
  12. 12. God In Space

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