laut.de-Kritik

Gitarrensamples, Beats, Bässe: der "Funksoul Brother" ist zurück.

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Der "Funksoul Brother", alias Mr. Norman Cook ist zurück. Der Mann, der unter dem Namen Fatboy Slim zwei bahnbrechende Alben veröffentlicht hat, der in den letzten beiden Jahren Big Beat zu einem ungeahnten Höhenflug verholfen hat und dessen Videos immer und überall liefen, ist mit einem neuen Album am Start.

"Talking 'Bout My Baby" - der erste Song der Platte - beginnt nur mit Piano und etwas kreischendem Gesang, entwickelt sich aber mehr und mehr und steuert gegen Ende auf den Höhepunkt zu, wie so oft bei Fatboy Slim. Man hat das Gefühl, dass jeden Augenblick die erlösenden Beats einsetzen müssen, dass einem die Bässe nur so um die Ohren gehauen werden und die Menge im Club gleich vollkommen durchdreht. Als es dann jedoch endlich soweit ist, geht es mit "Star 69" weiter, einer etwas schrägen Housenummer. Was ungefähr dem Gefühl gleichkommt, welches sich breit macht, wenn man das am schönsten verpackte Geschenk unterm Weihnachtsbaum öffnet und dann nur die Topflappen von Oma erwischt hat.

"Sunset (Bird Of Prey)" hat durchaus Ohrwurmqualitäten und ist keineswegs so schlecht, wie anfangs alle meinten. "Love Life" im Anschluss daran ist das erste von zwei Stücken mit Macy Gray. Diese drückt dem Song dann auch so gewaltig ihren Stempel auf, dass von Fatboy Slim nicht mehr viel übrig bleibt. Dann ist es endlich soweit: "Ya Mama". Vollkommen egal, ob Big Beat inzwischen angeblich tot ist, dieser Song rockt und zwar gewaltig. Hendrix-Gitarrensample, Beats, Bässe, alles da - Fatboy Slim at its best. "Mad Flava" und "Retox" holen einen dafür wieder ganz schnell auf den Boden zurück. Kann ich mit ersterem gar nichts anfangen, so versprüht "Retox" zumindest noch in Ansätzen so etwas wie "Daft Punk-Charme".

Mit "The Weapon Of Choice" - dem Stück mit Funklegende Bootsy Collins - bekommt Fatboy Slim hingegen wieder einige Pluspunkte auf sein Konto. Weil diese Samples einfach unverschämt gut ins Ohr und in die Beine gehen. "Drop The Hate" ist dann wieder eins dieser "naja"-Stücke, nicht schlecht, aber auch nicht auf dem Niveau, welches ich bislang mit Fatboy Slim verband. "Demons" klingt zu Beginn sehr nach Moby-Gospel-Sound und wirkt wie Macy Gray auf den Leib geschneidert. Zwar steht ihre Stimme auch hier wieder deutlich im Vordergrund, trotzdem ist "Demons" mein persönlicher Favorit auf der Platte. Zum Abschluss das relaxte, über elfminütige "Songs For Shelter", welches gegen Ende in "Talking 'Bout My Baby" vom Beginn des Albums übergeht.

"Halfway Between The Gutter And The Stars" braucht wesentlich mehr Durchläufe, um so ins Ohr zu gehen, wie der Vorgänger. Die Coolness, mit der Fatboy Slim früher die irrwitzigsten Samples zu Dancefloorknallern verarbeitete, sie ist ein wenig abhanden gekommen. Absolut überzeugen kann nur "Ya Mama", dazu gibt es noch einige Stücke, die den Kauf des Albums rechtfertigen, jedoch bleibt auch immer ein seltsamer Nachgeschmack zurück, wenn man an ältere Sachen denkt. Fatboy Slim hat die Kurve zwar noch mal bekommen, aber nur ganz knapp.

Trackliste

  1. 1. Talking 'Bout My Baby
  2. 2. Star 69
  3. 3. Sunset (Bird Of Prey)
  4. 4. Love Life
  5. 5. Ya Mama
  6. 6. Mad Flava
  7. 7. Retox
  8. 8. Weapon Of Choice
  9. 9. Drop The Hate
  10. 10. Demons
  11. 11. Songs For Shelter

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