laut.de-Kritik

Hier schmalzt das Pathos im Walzertakt.

Review von

Gus G. sollte inzwischen eigentlich jedem ein Begriff sein, der auch nur am Rande etwas mit Metal zu tun hat. Im Power Metal-Bereich war er bei Dream Evil dabei, er zockt nach wie vor bei Mystic Prophecy, und bei Nightrage hat er bewiesen, dass er auch im melodischen Death Metal seine Berechtigung hat.

Die Band, mit der er zum ersten Mal Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnte, war aber Firewind, und auf genau diese will er sich fortan auch konzentrieren. Ob das so eine weise Entscheidung ist, sei mal dahin gestellt, denn "Forged By Fire" ist ein sehr zweischneidiges Schwert.

Beim von mir immer gern aufgegriffenen Thema Texte sieht es bei den Griechen nämlich allzu finster aus. Wenn es in "Tyranny" heißt: "Nation free, we're fighting for democracy", dann dreht es mir im Angesicht von Irak und Iran doch schon beinahe den Magen um. Könnte genauso gut ein PR-Text von Madame Rice für George Dabbeljuh gewesen sein.

Scheinbar hat es sich Sänger Chity Somapala (Moonlight Agony) zum erklärten Ziel gemacht, jedes noch so peinliche Klischee bis ins letzte auszukosten. Warum müssen eigentlich alle balladesken Songs (in dem Fall "Hate World Hero") eine Ansprache des heldenhaften Sohnemanns an den in ehrenhafter Erfüllung der Pflicht abgenippelten Vaters sein?

Der Sound des Albums lässt auf der anderen Seite wirklich keine Wünsche offen. Die Gitarren und die Drums knallen verdammt wuchtig aus den Boxen, die Solosounds sind äußerst differenziert, wie es sich für einen Gitarristen von Format gehört. Dass Gus G. ein Meister seines Fachs ist, steht außer Frage, und so sind sowohl die Soli als auch einige der Riffs wirklich atemberaubend und von enormer Power. Scheiben wie diese machen immer wieder klar, warum der Sound Power Metal heißt.

Leider, (Fans des Stils werden wahrscheinlich "Yippie Ey Yeah" rufen) gelingt es Firewind trotz allem, auch in den musikalischen Arrangements das eine oder andere Fettnäpfchen voll zu erwischen und kräftig vor sich hin zu kitschen. Das abschließende "Land Of Eternity" ist eine typische 08/15-Ballade, wie es sie schon zu hunderten gibt. Hier wird übrigens auch schon wieder Papi angesungen - so schmalzige Aaaahaaahaaa-Chöre hab ich das letzte Mal bei den Scorpions gehört.

Auf Prominenz können Firewind ebenfalls zurück greifen, denn "The Forgotten Memory" rundet James Murphy (Ex-Death, Ex-Obituary, Ex-Testament) mit einem Solo ab, und beim Instrumental "Feast Of The Savages" sorgt Marty Friedman (Ex-Megadeth) mit Gus G. für einige auf dem Erboden aufschlagende Unterkiefer. Meines Erachtens der beste Song des Albums. Bei "Perished In Flames" hat man sich wohl ein Riff von der letzten Dream Evil ausgeliehen.

Obwohl ein paar Songs wirklich kraftvoll aus den Boxen zischen, will ich mich einfach nicht mit den zahllosen Klischees des Albums anfreunden, die beim Cover anfangen und bei den bereits erwähnte Texten aufhören.

Trackliste

  1. 1. Kill To Live
  2. 2. Beware The Beast
  3. 3. Tyranny
  4. 4. The Forgotten Memory
  5. 5. Hate World Hero
  6. 6. Escape From Tomorrow
  7. 7. Feast Of The Savages
  8. 8. Burn In Hell
  9. 9. Perished In Flames
  10. 10. Lang Of Eternity
  11. 11. Tyranny (Video-Clip Enhancement)
  12. 12. Making Of/Live Footage

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