laut.de-Kritik
Weitermachen, durchhalten!
Review von Eberhard DoblerNach einem gespenstischen Synthiestart mit "Red Desert" richtet "The Runner" die Ohren mit brummendem Bass- und Gitarrengroove wieder auf: Der Track liefert einen jener glockenhellen Refrains, für die die Briten geliebt werden. "Wash Off" dreht im Anschluss die Temposchraube nach oben, bevor "Black Bull" quasi als der "Song 2" der Foals loskracht. Ein mächtig walzendes Gitarrenlick trägt "Like Lightning".
Erst gut eine Viertelstunde ist vorbei, und es hat den Anschein, als könnten die Foals ihren Comeback-Aufschlag "Everything Not Saved Will Be Lost Part 1" aus dem Frühjahr noch toppen, und der beinhaltete nun wirklich keine schwachen Stücke.
Zumal mit "Dreaming Of" gleich das nächste Highlight folgt: Das grandiose Stück erweckt den Anschein, als hätte es ein Radiohit werden können, die Briten verpassten ihm aber lieber einen sperrigeren Groove. Im letzten Drittel der Platte nehmen die Foals das Tempo wieder zurück, legen dafür aber das außerordentliche "Into The Surf" aufs Tableau, eine ihrer besten Balladen überhaupt.
Groove und Melodie heißen die Stärken, die auf dem Papier so banal klingen, aber für jede erfolgreiche Band konstituierend sind. Die Foals liefern beides 2019 gleich doppelt. Die Bandbreite reicht dabei vom entrückt perlenden 43-sekündigen Klavierinterlude ("Ikaria") bis hin zum sphärisch angelegten, über zehn Minuten langen, epischen Schlussjam "Neptune".
Inhaltlich dominiert eine dystopische Wahrnehmung der Welt: Die drängendsten Ängste der Zeit, namentlich die drohende Klima-Apokalypse, bewegten die Band auf Part 1. Doch wie entkommt man diesem Ödland? "Keep on running", heißt es beispielsweise gleich zu Beginn von Part 2 in "The Runner". Weitermachen, durchhalten. Auf dem Coverartwork herrscht zwar Friedhofsstimmung, doch am Horizont zeichnet sich auch Licht ab: Ohne Optimismus wird die Wendung zum Guten nicht gelingen.
Konkret haben sich die Foals der Music Declarates Emergency-Kampagne verpflichtet, deren Ziel es ist, die ökologische Katastrophe abzuwenden: "Wir müssen auch diskutieren, wie wir touren, wie oft wir touren und wo wir touren". "Die Dinge werden sich dramatisch ändern, sehr bald. Das ist unvermeidlich", betont Keyboarder Edwin Congreave im NME.
Trotz der düsteren Aussichten sowie des Verlusts ihres Stammbassisten klingen die Briten über zwei Alben hinweg voller Tatendrang. Dabei fällt das akustisch orientierte "Everything Not Saved Will Be Lost Part 2" lauter und rougher aus: perfekt für die kommenden Livekonzerte.
In einem Jahr zwei Platten auf diesem Level abliefern: Das sollen andere Indie-Bands den Foals erst einmal nachmachen. Zumal im November schon die nächste Etappe ansteht: die Tourdoku "Rip Up The Road".
8 Kommentare
Yeah! Vorgänger war mega. Wird gecheckt
Bin gespannt! Nachdem ich mich nach Holy Fire ein wenig von der Band distanziert bzw. nicht mehr so reingehört hatte, habe ich mir den ersten Teil dann doch noch einmal gegeben und fand ihn dann auch sehr stark. Hoffe der zweite Teil kann da mithalten.
Als großer Fan der Band hat mich der erste Teil doch ziemlich enttäuscht aber ich höre natürlich rein und mir fällt kaum eine Band ein, die immer so schöne Albumcover abliefert.
Oh, das zieht ab wie Messi. 4 Punkte so weit, so gut.
extrem stark
Gott, ist der Zehnminüter langweilig. Vorwiegend nur Mittelmaß auf dem Album zu finden - Black Bull, Into The Surf, The Runner. Sind die langweilig geworden.