laut.de-Kritik
Elektrodiscofunk von einem Hip Hop-Pionier.
Review von Dani FrommBevor die Kopfnicker enttäuscht sind: Future Rock zählt zwar unbestritten zu Deutschlands Hip Hop-Pionieren. Sein aktuelles Album hat dennoch mit Hip Hop nur bedingt zu tun. Was ist es dann? "Elektrodiscofunk", antwortet Future Rock höchstselbst - und trifft damit gleich drei Nägel auf die Köpfe. "Dynamite" ist vielseitig einsetzbar: Sauber produziert eignet es sich als dezente Hintergrundmusik ebenso wie (unter Zuhilfenahme erheblicher Lautstärke) als bouncende Beschallung für den Dancefloor.
"Classic" und "Smile" der Turntablerocker hinterließen ein ähnliches Gefühl. "Dynamite" groovt ungeheuer, das ist von Anfang an klar. Mit "Keep On Rockin'" gelingt das Kunststück, eine Dance-Nummer zu schaffen, die über die gesamte Länge interessant bleibt. Was übrigens für das gesamte Album gilt: Jeder einzelne der vier-, fünf-, oder sechsminütigen Tracks gestaltet sich derart abwechslungsreich, dass keine Langeweile aufkommt.
Zusätzliche Elemente wie Bläser- und Percussioneinlagen oder eine darüber geklimperte Melodie ergänzen und bereichern die schlichten, aber treibenden Rhythmen. Moment mal ... ist das nicht Madonna, die in "You Say..." ihr "Music" in die Runde wirft? Vocals werden insgesamt aber nur sehr sparsam eingesetzt; etliche "Yeahs" hier, ein paar Vocoder-verfremdete Zeilen da, das ein oder andere gesprochene Intro, eine ins Ohr gehende Hookline - das war's. Bruder Rick Ski liefert daneben (so in "Dynamite" und "Ladies & Gentlemen") wahrhaft beachtliche Turntablist-Auftritte, vor denen Freunde ordentlichen DJ-Handwerks den Hut ziehen dürfen.
"Dynamite" tönt insgesamt sehr klassisch, an einigen wenigen Stellen (wie zum Beispiel dem unglaublich absehbaren Einstieg von "Like That") bin ich versucht, die unfreundlichere Vokabel "altbacken" zu verwenden. Alles klingt vertraut; mit Elektrodisco das Rad neu erfinden zu wollen, dürfte auch ein schwieriges Unterfangen darstellen. Wenngleich die Stücke einzeln und für sich betrachtet jeweils Wunderwerke der Abwechslung sind, in die die unterschiedlichsten musikalischen Strömungen (von Disco über Funk und Latin nach Elektro und House) einfließen, so ist die Machart jedoch bei sämtlichen Tracks die gleiche.
Hat man einen gehört (ich empfehle die wahrhaft arschkickende Nummer "Dynamite" mit einer großartigen Basslinie oder - für die Vocoderfreunde - "Spacefonkjam"), hat man doch eine recht genaue Vorstellung davon, was der Rest des Albums zu bieten hat. "Dynamite" gestaltet sich insgesamt zu gleichförmig, um als Haupt-Hörbeschäftigung zu dienen. Als nebenbei genossener Hintergrund ("Tafelmusik" nannte man das wohl einst) oder für den Club verdient Future Rock aber auf jeden Fall das Prädikat: "Bestens geeignet".
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