laut.de-Kritik
Schluss mit Hochglanz.
Review von Yannik GölzAnfang des Jahres gab ich den Hot Take ab, mir gefiele Hochglanz-Future nicht so gut, besonders in Tandem mit Metro Boomin in seiner Popcornkino-Ära. Der Erfolg gab mir gewissermaßen unrecht: "We Don't Trust You" und "We Still Don't Trust You" gingen als Futures imperiale Äras durch, wäre er in der daraus resultierenden Großschlacht zwischen Drake und Kendrick nicht ein bisschen in die Rolle der Alliierten verdrängt worden. Aber juckt ihn wahrscheinlich nicht, wenn die Nummern so hart stimmen und "Like That" immer noch die Charts dominiert. Na gut: Immerhin eine Person scheint mir doch zuzustimmen - und die ist Future selbst. Oder warum sonst würde er ein halbes Jahr später auf "Mixtape Pluto" so hart auf Kontrastprogramm setzen?
Dieses Tape hat nichts von dem Glamour der anderen beiden Alben. Der Titel könnte programmatischer nicht sein. Und es macht definitiv Bock, Future zurück in die DatPiff-Ära versetzt zu sehen, wo die Snarerolls den ganzen Mix verdrängen, ein gespenstisches Sample unter den Midi-Keyboards heult und die Feinde von Mumble Rap wieder Angst haben dürfen. Aber auch der coole ästhetische Zugang kompensiert nicht ganz, dass die Songs nicht durch die Bank da sind.
Dabei fängt das erstmal vielversprechend an: "Lil Demon" klingt hundsgemein. Southside macht den Beat, und dieser repetitive Synthie drückt. Das klingt störrisch und unanschmiegsam, was dann den subtilen Melodieläufen umso mehr Raum und Kontrast gibt. Ausgearbeitet findet sich das auf einem Highlight-Track in "Ready To Cook Up" wieder: Das hier ist Wheezy und man hörts, weil kein Produzent so gut Konterpunkte setzen kann. Dieses fiese, schwirrende Synth-Pedal, das über dem Track hängt, gibt dem ganzen Ding eine düster-psychedelische Traphaus-Aura. Stilistisch kommt das nah an etwas, über das auch ein Peak-Gunna rappen würde, nur halt noch mal gemeiner und kälter.
"Surfing A Tsunami" hat das selbe Bild: Wheezys kompositorische Klangtiefe steht Future sehr gut zu Gesicht, der mit abgeklärten Triplet-Flows straight durch die Tracks marschiert. "All these millions out the trap feel so amazing / I can surf on a tsunami when the wave hits" rappt er dann. Die Flows sind monoton, aber mit System. Reimketten führen durch die Parts, die Energie kann schweifen. Nirgends geht das so extrem wie im Mumble Rap-Manifest "Plutoski", wo er wirklich wie kurz vor dem Nahtod klingt. Es ist definitiv ein polarisierender Track, aber die Absurdität dürfte hängenbleiben. Zum Abschluss fädelt er mit "Lost My Dog" noch einmal ein Pain Rap-Highlight ein, auf dem er wirklich in seinen Trap-Blues-Sänger-Bag einsteigt, hart wie lange nicht mehr.
Es ist also einiges stabil an "Mixtape Pluto"; aber trotzdem zählt das Projekt schließlich doch siebzehn Tracks, die man erstmal stemmen muss. Alle versprochenen Features wie Travis Scott auf "South Of France" hat er ebenfalls ins Klo gespült, also ist man wirklich mit dem reinen Schwarzbrot seiner Musik gelassen. Man muss nicht so tun, als wären da nicht ein paar egale Nummern dazwischen. Gerade die zweite Hälfte fühlt sich öfter mal leer an. "Made My Hoe Faint", "Told My" und "Oath" plätschert drei Tracks lang vor sich hin. Die Highlights hätten vielleicht ein kürzeres Projekt tragen können, aber fünfzig Minuten lassen doch kritische Längen zurück.
Vielleicht merkt man da doch, dass die Vorgänger und dieses Album eine Schwäche teilen: Future rappt einfach nicht so hungrig, wie er es schon getan hat. Nur, weil er einen wirklich starken Autopilot als Rapper mitbringt, kann man nicht leugnen, dass viele Parts dieses Jahr im Autopilot entstanden sind. "Mixtape Pluto" klingt wie ein Versuch, den Hunger der alten Tapes via ästhetischer Signifier zurückzuholen. Guckt mal, das ist raw, weil die Snare in den Mix scheißt und keine Features drauf sind! Mag stimmen - und irgendwo gibt es ein wohliges Gefühl, ihn so back to basics to hören. Aber ruppige Mixdowns waren nicht der Grund, dass er damals geiler gerappt hat. Entsprechend rappt er jetzt nicht automatisch geiler, nur weil der den Hochglanz durch eine fabrizierte Lo-Fi-Vertonung ersetzt. "Mixtape Pluto" ist ein solides Tape, wird aber kaum den Weg unter seine besten finden.
3 Kommentare mit 6 Antworten
Stimme der Review zu. Muss sagen dass es selten ein 3/5 Album gab welches ich so gerne gehört hab. Es ist einfach Back to the Basics, macht Spaß und mehr wollte ich davon auch nicht. Highlights gibt's ja auch definitiv. Das ist Future wie man ihn kennt eben. Erwarte von ihm auch keine Großtaten mehr. Jedes neue Album der letzten Jahre war grundsolide. Läuft dann immer zu Release ne weile durch und nach paar Jahren kommt man mal wieder drauf zurück. Album mit metro war da eher ein Ausfall aber wenn wir weiter Alben wie dieses bekommen dann reicht mir dass.
Das die Alben nur noch solide sind, wird mit den ganzen Hits seiner Laufbahn ausgeglichen. Surfing a tsunami stellt mal wieder deutlich klar, weswegen er der unerreichte Goat im Trap ist und bleibt.
Mixtape steht dran, da gehen 17 Titel in Ordnung, dass es durchwachsen ist passt auch zum Mixtape.
3,5/5
ich denke für menschen die hören future du kannst auch gut empfehlung reinhören bei massiv er macht fast gleiche sound und style aber viel besser und in deutsch
Um Massiv ist es schade, hat sich den Konzernen unterworfen. Danke aber für sein Abschiedsalbum BGB3
ja bgb3 ist sehr krass aber auch auf neue alben massiv hat gemacht sehr gute rap technik und beats viele fans von future feiern das
Aber nicht von mir. EMEW2 war eine weinerliche Schande und die labeldiktierte Textpolitik samt Imagekontrolle peinlich. Da halfen auch keine verkrampft zahnlosen BGB-Nachfolger oder diese primitiven Eigenblut-Boxinhalte mehr. Massiv hatte seinen Zenit 2008 und da war ich auch Fan
ja bruder 2008 fast jeder war fan aber ich bleibe loyale
Loyal zu Massiv oder seiner Musik?
massiv war immer in meine augen mehr als nur musik