laut.de-Kritik
Tiefenentspannt, unaufdringlich und beruhigend.
Review von Kai ButterweckSoundtracks und ähnlich gestrickte Instrumental-Arbeiten stehen zu Beginn des Jahres scheinbar hoch im Kurs. Nach Wes Borlands Space-Trip namens "Lotus Island" und Mogwais Canal+-Kooperation "Les Revenants" schickt nun auch die Silence-Branche mit "Down Baby Down", dem neuen Studioalbum von Gemma Ray, ein nahezu durchgehend gesangsbefreites Produkt ins Rennen.
Die Wahl-Berlinerin selbst beschreibt den halbstündigen Noir-Jazz-Folk-Ausflug treffend als "Fantasy Soundtrack". Denn die insgesamt zehn Songs auf dem Album entführen den Hörer in mystische Klangwelten fernab von gängigen Pop- oder Rock-Strukturen. Inspiriert von Komponisten wie wie Komeda, Morricone, John Barry oder Jack Nitzsche mixt die gebürtige Britin Pianobar-Sounds mit Roadmovie-Klängen und lässt dabei zeitlose Kost entstehen, nach der sich jeder Arthaus-Regisseur die Finger lecken dürfte.
Zusammen mit Rory More an der Orgel, Wilhelm Stegmeier am Bass und Thomas Wydler (Nick Cave and the Bad Seeds) an den Drums pendelt die Sängerin dabei zwischen ruhigen und unaufgeregten ("The Low Rising", "Gozo Theme", "Exo-Orbit"), düsteren ("Carpathian Lullaby", "No Star") und beschwingten Welten ("Baby Goes Bad") hin und her. Während hier füllende Bass-Sounds, Besen-Percussions, eingestreute Orgel-Schwaden und führende Twang-Gitarren-Themen ohne Probleme alleine zurechtkommen und auf keinerlei Stimmergänzung angewiesen sind, hilft Gemma Ray bei nicht ganz so voluminösen Ergüssen wie "Say You Love Me" oder "The Letter" ein bisschen nach.
So tänzelt, flirrt und säuselt - einmal abgesehen von den beiden Apokalypse-Ausflügen "Carpathian Lullaby" und "No Star" - letztlich alles auf einer emotionalen Ebene. Diese präsentiert sich vor allem tiefenentspannt, unaufdringlich und beruhigend.
Am Ende schwirrt noch die Frage im Raum, zu welcher zukünftigen Leinwand-Produktion Gemma Rays "Fantasy Soundtrack" denn am besten passen würde? Sollten Quentin Tarantino und David Lynch irgendwann einmal die Lust verspüren, gemeinsame Sache zu machen, um die Schnittstelle zwischen psychedelischem Roadmovie und Bittersweet-Drama zu finden, dann wäre "Down Baby Down" genau das richtige Paket für eine gehaltvolle Hintergrundbeschallung.
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