laut.de-Kritik
Düsteres Style-Hopping mit großartigen Melodien.
Review von Stefan FriedrichDaft Punk tragen in der Öffentlichkeit Masken, die Gorillaz gehen noch einen Schritt weiter. Sie existieren nur als gezeichnete Figuren und sogar bei Live-Auftritten grinsen einem - bislang - nur 2D, Murdoc, Russell und Noodle entgegen. Einerseits kann man sich eines großen Medienechos sicher sein, andererseits lässt einem das Spiel mit den Figuren mehr künstlerische Freiheit. Und diese nutzen die Gorillaz dann auch vollständig aus.
Ob pumpende Hiphop-Beats, punkige Gitarren, Dub oder lateinamerikanische Klänge mit Ibrahim Ferrer am Mikro - die Gorillaz beanspruchen keine Schublade für sich, sondern gleich den ganzen Schrank. Einziges gemeinsames Merkmal der Songs: die über weite Strecken etwas düstere Stimmung. Die Single "Clint Eastwood", die das Zeug zum Sommerhit hat, fällt hier ein wenig aus dem Rahmen.
Teilweise drückt Damon Albarn - denn der ist auch bei den Gorillaz dabei - dem Ganzen stark seinen Stempel auf und man vermutet Blur schon hinter der nächsten Palme. Doch auch wenn diese sich auf ihren letzten beiden Alben sehr experimentierfreudig gaben, die Gorillaz sind über weite Strecken zu abgedreht für den Blur-Kosmos. Manchmal allerdings auch zu schräg zum ständigen Hören, auf Dauer kann das Style-Hopping ganz schön anstrengend sein.
Positiv hervorzuheben wären noch die Stücke "Tomorrow Comes Today", welches sich ungeniert bei "Light My Fire" von den Doors bedient. Außerdem noch das dunkle "Sound Check", bei dem Damon Albarns Stimme am Anfang zerbrechlich wie nie zuvor klingt.
Bis sich einem das gesamte Album erschließt, bedarf es doch einiger Zeit; hat man sich an eine Richtung gewöhnt, reißen die Gorillaz das Steuer meist um 180 Grad herum. Trotzdem macht das Album Spaß. Einerseits, weil viele Stücke auf großartigen Melodien aufbauen, andererseits gerade weil es sich allen Regeln entzieht.
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