laut.de-Kritik
Kurzweiliges Hörvergnügen mit Tendenz zum Sockenschuss.
Review von Alexander CordasDie Disko bumst wieder. Nicht zuletzt Franz Ferdinands angesexte "Fick mich"-Beats heizten zuletzt denen ein, die sich die Nächte in den Dissen landauf landab um die Ohren schlagen. Head Automatica, das Projekt von Glassjaw-Fronter Daryl Palumbo und Produzent Dan "The Automator" Nakamura fügt dem eine weitere Facette hinzu.
Der Hartwurst-Fraktion steht bei vorliegendem Songmaterial höchstwahrscheinlich die Kauleiste ziemlich weit offen, denn mit dem, was Palumbo mit seiner Stammband produziert, hat "Decadence" absolut nichts gemein. Schweineorgel, eine deftige Rock'n'Roll-Klampfe und Zeilen wie "I feel the fire tonight, I hear the people cry" offenbaren, wohin der Automatica-Zug geht, nämlich ab zur nächsten Drecksauparty. Und dort platziert sich ihr ansteckender Groove hervorragend zwischen delirierenden Jungs und Shirt lüpfenden Mädels.
Nakamura setzt seine Beats äußerst dezent ein. Trotz der permanenten Elektronifizierung klingt "Decadence" wie ein waschechtes Rock-Album. Das dahinter steckende Kalkül ist, den Sound so authentisch wie möglich von der Platte auf die Bühne zu bringen, Tourdaten sind ohnehin schon lange geplant.
Daryls musikalische Selbstverwirklichung lebt vor allem von den immer penetrant um sich schnappenden Ohrwurmmelodien. Mit einem skurrilen Schlag auf der Text-Seite ergibt das äußerst kurzweilige Hörvergnügen mit Tendenz zum Sockenschuss. "Brooklyn Burning", "Please Please Please", "King Caesar", "Disco Hades II" sowie "Head Automatica Soundsystem" halten das Banner des pumpenden Funk in die Höhe, Emo-Klänge schlagen unter anderem "The Razor" an. Zwischen all diesen Stil(brüch)en fühlen sich Dan und Daryl hörbar wohl.
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