laut.de-Kritik
Nix mit Hip Hop! Schifferklavier-Schlager ist wieder angesagt.
Review von Kai ButterweckEin neues Heino-Album zur Vorweihnachtszeit? Wie geil! Endlich ist es soweit! Die nationale Hip Hop-Community springt bereits vor Vorfreude im Dreieck. Nach Rammstein- und Die Ärzte-Coversongs und Lack-und-Leder-Sound-Haselnüssen muss es nun endlich an den Start kommen: das mütterfickende Rap-Album.
Doch was ist das? Statt Beats, Scratches und Rhymes schälen sich Kirchenglocken, Mross-Trompeten und gezupfte Gitarrenakkorde aus den Boxen. Nach 45 Sekunden tritt Heino vors Mikrofon und bringt Licht ins Dunkel. Alle Hoodie-Träger müssen sich weiter gedulden. Heino kommt zum großen Feste doch nicht mit Sneakers und umgedrehtem Cap um die Ecke. Stattdessen hat ihm seine Hannelore mal wieder den schwarzen Rollkragenpulli und das obligatorische rote Jäckchen zurechtgelegt.
Heino ist wieder Heino. Nach einer fünfjährigen musikalischen Brainwash-Phase präsentiert sich Deutschlands bekanntester Schlager-Barde wieder so, wie ihn seine eingefleischten Ü-50-Fans am liebsten wahrnehmen: milde lächelnd, formvollendet frisiert und ummantelt von musikalischer Glückseligkeit.
"Mit Weihnachtlichen Grüßen" im Gepäck stampft Heino durchs "Winter Wunderland". Er wünscht uns allen eine "Stille Nacht" und betet für "Frieden Auf Ewigkeit". Mit einer kichernden Kinderschar und dem rotnasigen Rudolph an seiner Seite mimt Heino den teutonischen Moll-Heilsbringer.
Was einst in englischer Sprache das Licht der Welt erblickte, wird standesgemäß ins Deutsche übertragen. Das ultimative Highlight: "Rockin' Around The Christmas Tree". Zu flotten Rudi Carrell-Sounds aus der Retorte tänzelt Heino um den Gabentisch herum: "Tanz' schon mal alleine um den Weihnachtsbaum, ich komm später dann dazu", brummt der Barde seiner Duett-Partnerin Sarah Jane Scott ins Ohr. Die gebürtige Amerikanerin ist natürlich ganz verzückt und trällert sogleich mit. Mit ihrem lieblichen amerikanischen Akzent wickelt sie den alten Mann mit der schwarzen Brille im Handumdrehen um den Finger. Hannelores Lieblingssong auf diesem Album dürfte wahrscheinlich ein anderer sein.
Ob ich einen Lieblingssong habe? Nun ... ich glaube ... nein, eigentlich nicht. Ich bin aber auch noch gar nicht so richtig drin in dem Ganzen. All die Konzertgitarren, Schifferklaviere und Trompeten vernehme ich nur nebenbei. Ich bin viel zu sehr damit beschäftigt, wieder irgendwie aus meinen viel zu kleinen SUPERSTARs zu kommen. Die hatte ich mir nämlich extra vorher aus dem Keller geholt. Aber nun drücken die Zehen, und die Schleifen wollen auch nicht mehr aufgehen. Jetzt habe ich den Salat. Der linke große Onkel ist geschwollen und im Hintergrund singt Heino "Jingle Bells, Jingle Bells, über Berg und Tal." Super! Danke, laut.de!
1 Kommentar mit einer Antwort
Da ist er wieder . Unser Heino wie er leibt und lebt. Steif wie eine eingefrorene Mumie. Dazu dieses wie in Stein gemeiselte Lächeln (bei dem es einem eiskalt den Rücken hinabläuft). Und wie er so schön das R rollen kann. Wunderbar. Und er sing so wunderschön langsam. Ich wäre beinahe eingeschlafen.
Hey...mach ihn 24 Jahre jünger und spiel durchschnittlichen Metal dazu und schon gibt es eine ganze Army, die ihr Idol gegen angebliche woke Hetze verteidigt. Also rein von der Ästhetik her. Ob Heino so ein Grabbelonkel war, kann ich nicht beurteilen.