Helena Deland - " Goodnight Summerland"

"Quiet, quieter, quiet" beschrieb die Tageszeitung Vancouver Sun Helena Delands Erstling "Someone New" (2020). Noch ruhiger fällt nun der Zweitling der jungen Kanadierin aus - was aber nicht mit "langweilig" gleichzusetzen ist. Erinnerte sie vor drei Jahren noch an Suzanne Vega, hat sie nun ihre eigenen Stil gefunden.

Dafür braucht sie nicht mehr als Klavier, Akustikgitarre und ihre hohe, nüchtern und dennoch verträumt klingende Stimme, um sich zu introvertierten Singer/Songwriterinnen wie Laura Marling oder Adrianne Lenker zu gesellen. Nicht gerade die schlechtesten Referenzen. Ihr klassischer Indie-Folk verleiht der Geborgenheit der Stücke mit dezent eingestreuten elektronischen Elementen eine gewisse Düsterheit - und das gewisse Etwas.

In ihren Texten ist Deland auf der Suche - nach Freundschaft, Identität, ihre Rolle in der Gesellschaft. In dieser Hinsicht erinnert sie an die frühe Joni Mitchell, auch wenn es ihr nicht gelingt, ihre Gedanken auch nur annähernd so präzise zu beschreiben. Aber da ist Mitchell schwer zu schlagen. "I've looked at life from both sides now / From win and lose and still somehow / It's life's illusions I recall / I really don't know life at all", sang Mitchell Mitte der 1960er Jahre in einem ihrer allerersten Lieder.

"Is it that questions mean more than their answers could? / Let me tell you / The beach isn't empty tonight / The living are shooting the breeze in the moonlight / Saying something isn't easy / Say something to me", formuliert Deland ihre Ungewissheit in "Say Something" auf diesem Album. Starkes Bild, aber nicht so prägnant.

Doch ist es gar nicht nötig, sich eingehend mit den Texten zu beschäftigen, denn Deland Stärke liegt darin, mit Stimme, Klavier, Gitarre und Stille ein ganz eigene Klangwelt zu schaffen. In diesem Sinne ist "Goodnight Summerland" ein Album für ruhige Momente - oder für Momente, in denen man seine Ruhe braucht.