laut.de-Kritik
Entspannte Klangcollagen.
Review von Michael EdeleMan könnte fast sagen, dass sich ein Kreis schließt. "The Magnificent Tree" war eine der CDs, die ich nur durch Zufall bei einem meiner spärlichen Besuche in den inzwischen verlassenen, alten Hallen der laut.de-Redaktion abgegriffen hatte und die vollkommen außerhalb meines Fachgebiets lag. Seitdem bin ich Fan.
Wenn man sich die Review zu "Hooverphonic Presents Jackie Cane" durchliest, wird man den Eindruck nicht los, dass der Herr Friedrich mit dem Sound ein wenig überfordert war - oder zumindest nicht viel damit anfangen konnte.
Aber genau das hat den Reiz der Band schon immer ausgemacht, denn mit typischen Popsongs allein war bei Hooverphonic noch nie viel zu holen. Allerdings haben sie sich von den Trip Hop-Elementen der Anfangszeit gelöst und schweben meist etwas entrückt, aber durch die erstmals live aufgenommene Instrumentierung doch organisch
durch die zehn neuen Stücke.
Schon mit dem Opener "Stranger" entführen die Belgier in ein warmes, sanftes Universum aus lieblichen, ruhigen Klängen, die zwar etwas nachdenklich, durch die wunderbare Stimme von Geike Arnaert aber selten melancholisch sondern immer zuversichtlich klingen. Die Reminiszenz an die 60er Jahre wird nicht nur mit dem seltsamen Titel der CD geleistet, sondern drückt sich durch Orgel, Melotron und leichte Surfgitarren auch in Kompositionen wie "Expedition Impossible" oder "The Eclipse Song" aus.
Vor allem das ausdrucksstarke, aber nie aufdringliche Bassspiel von Mastermind Alex Callier nimmt viel Raum ein und kommt bei Tracks wie "50 Watt", "Billie" oder dem bezaubernden "Black Marble Ties" sehr gut zur Geltung. Doch der Mann greift auch wieder selbst zum Mikro und ergänzt seine Kollegin bei "50 Watt" und "Circles" ganz hervorragend.
Selbst bei chilligen Songs wie dem besagten "Circles" oder "Billie" hält die leichte Melancholie nie lange an und man kann sich entspannten Klangcollagen hingeben, ohne dass in düstere Gedanken abzudriften oder sich in Selbstzweifeln oder gar Selbstmitleid zu verlieren.
Mit dem von Alex und Geike gemeinsam gesungenen "Gentle Storm" (hat mit seinen Streichern und fast traditionellen Arrangements das Zeug zur Single) und dem abschließenden "Bohemian Laughter" zeigen sie sich unerwartet mainstreamtauglich. Das ist jedoch alles andere als ein Beinbruch, denn ein wenig mehr Aufmerksamkeit hätten Hooverphonic von Morcheeba-, Portishead- oder Moloko-Fans schon verdient.
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