laut.de-Kritik
Noch immer mindestens sechzig Pferde im Kopf.
Review von Dani FrommSeit ihrer Gründung in den frühen 90er Jahren folgen Huun Huur Tu dem Ruf ihrer Ahnen und tragen das musikalische Erbe ihrer Heimat Tuva hinaus in die Welt. "Ancestors Call" legt einmal mehr Zeugnis davon ab.
Von Horizont zu Horizont scheinen die tragenden Stimmen der vier Sänger zu reichen. Ihr Gesang überspannt die Weite der Steppe, die ihn gebar. Gitarre, Percussion, selbst traditionelle Instrumente wie Igil oder Doshpuluur spielen in der Gegenwart wahrhaft begnadeter Obertonsänger lediglich gut besetzte Nebenrollen.
Die Faszination, die Huun Huur Tu verströmen, entspringt den Kehlen ihrer Mitglieder. In tief grollendem Kehlgesang spiegeln sich Naturgewalten, in den isolierten, glasklaren Obertönen wiegen sich Gräser im pfeifenden Wind, perlt helles Wasser über rund geschliffene Kiesel. Unmöglich, keine Naturbilder vor Augen zu haben, sobald die ebenso eigen- wir urtümlichen Klänge des Khöömei, Kargyraa oder Sygyt erschallen.
Unmöglich, aus den treibenden Rhythmen nicht den Hufschlag trabender oder galoppierender Pferde heraus zu hören - mindestens sechzig an der Zahl. Unmöglich, sich von sehnsuchtsvollen Nummern wie "Orphan's Lament" oder "Remembering Ulaatai River" keine Ganzkörper-Gänsehaut bescheren zu lassen.
Huun Huur Tu bewegen sich auf "Ancestors Call" wieder einen Schritt weg von früheren Experimenten, die den archaischen Klang mittels westlicher Instrumente und aktueller musikalischer Einflüsse innovativ zu modernisieren suchten. Es scheint, als habe sich ein Kreis geschlossen, man ist wieder bei den eigenen Wurzeln angelangt - die freilich nie wirklich verlassen oder gar vergessen waren.
"Ancestors Call" lädt zu einer ergreifenden Meditationsübung. Wie jede Begegnung mit Huun Huur Tu führt einem dieses Album aufs Neue vor Augen: Vergleichbar bewegende und zugleich so ungeheuer exotische Klänge hat der hiesige Kulturkreis einfach nicht zu bieten.
8 Kommentare
laut goes World Music, na also, geht doch
großes Lob, weiter so und bitte MEHR davon !
"orphan's lament" hört sich fantastisch an. ich werd' mir mal mehr youtube clips von den herren zur gemüte führen.
wenn du die irgendwo live sehen kannst: mach et einfach. die sind wirklich unfassbar beeindruckend.
mhh, ich erinnere mich daran, dass der eine youtube clip verdammt gut klang. ich bin mir nur nicht sicher, ob sich das gesamte album lohnen würde. kann man den rest irgendwo streamen? kann man es auch als flac download irgendwie kaufen? ich benutze dafür halt nur boomkat und diese hipsters werden es ja sicher nicht haben. ^^
Ich hab mir einfach die CD gekauft Es lohnt sich auf alle Fälle!
ich werd' die tage mal beim saturn vorbeischauen. die werden die cd ja sicher da haben.