laut.de-Kritik
Experimentelles Projekt wagt zu viel.
Review von Thomas HaasI Am Legion ist ein Zusammenschluss zwischen den britischen Grime-Rappern Foreign Beggars und dem niederländischen Produzentengespann Noisia, der sich in der Vergangenheit schon als durchaus erfolgreich erwies ("Contact"). Diese Konstellation soll nun intensiviert werden und auf Albumlänge stattfinden. Das Ergebnis sind schnelle, technisch versierte Raps auf experimentellen elektronischen Beats.
Die Lead-Single "Make Those Move" legt gleich richtig los. Tiefe, wuchtige Bässe, die einen atemlos gegen die Wand drücken, gepaart mit düsteren Raps, die aber keinesfalls untergehen. "It's full force when I step to the fore/ Bringing you that fuel sourced fresh from the core", heißt es da, und was hier abgeliefert wird, ist tatsächlich voller Kraft und Energie. In dieselbe Kerbe schlägt auch "Powerplay" mit seinem futuristischen Soundgerüst. "It's something that we feel you can mosh to. That was the vibe we were trying to create", war die Intention der Tracks, das ist eindrucksvoll gelungen.
Doch das Quintett kann auch anders. So findet man beispielweise die hektische Uptempo-Nummer "Furrda" oder das atmosphärische "Ice", eine Erzählung über das Verhältnis zu Ecstasy. "I gave her the best of me/ Always knew she would be the death of me". Auch das minimalistische "Warp Speed Thuggin'", die verschreckende Techno-Dupsteb-Mixtur "Choosing For You" oder der abschließenden Storyteller "Foil", mit einem überraschend warmen Beat sorgen für mehr oder minder willkommene Abwechslung. "Every few months had to move on/ No real friends just the new boy". Auch kurze Instrumentals sind immer wieder auf dem Album zu finden. Das "Intro" läutet mit seinen atmosphärischen Bassflächen ein, während "Upper Ratio" mit seinen Dupstep-Einflüssen auffällt.
Die bereits bewährte Auf-die-Fresse-Methode funktioniert ausgezeichnet. Bretter, nach denen man mit offener Kinnlade dasteht, sind das Markenzeichen. Bemerkenswert ist hierbei auch, dass der jeweils rappende Teil stets die Oberhand behält und nie unter dem schier übermächtigem Sound-Gewitter untergeht.
Auf Albumlänge probieren sie aber zu viel aus und finden keine klare Struktur. So sind neben den erwähnten Brettern auch diverse Songs zu bemängeln, die entweder wischiwaschi ("Jelly Fish") geraten oder einfach gnadenlos unter den Möglichkeiten der Beteiligten ("Choosing For You") geblieben sind. Trotz allem ist ein experimentelles Projekt für Experimente da, in diesem Fall zeigen I Am Legion, wieviel Potential einerseits vorhanden ist, aber auch, wie man es falsch einsetzt.
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