laut.de-Kritik
Heavy Riffs und wuchtige Orchesterausbrüche.
Review von Toni HennigIhsahns Alben waren über die Jahre zunehmend davon geprägt, musikalische Grenzen zu verschieben. Das letzte Studioalbum "Ámr" liegt mittlerweile sechs Jahre zurück. Nun folgt mit einer selbstbetitelten Scheibe wieder ein sehr orchestrales Werk.
Den Beginn macht die filmmusikalisch klingende Einleitung "Cervus Venator". In "The Promethean Spark" steht danach, unterstützt von progressiven Rhythmen und majestätischen Bläsern, ein ständiger Wechsel aus markigen Growls und melodischem Klargesang im Mittelpunkt. "Pilgrimage To Oblivion" erinnert noch am ehesten an das Chaos von Emperor und lebt vom besonderen Zusammenspiel aus heavy Riffs und wuchtigen Orchesterparts. Auch insgesamt besinnt sich Ihsahn wieder mehr auf den Sound seiner ehemaligen Hauptband.
"Twice Born" knüpft an das Bombastische zuvor an, besitzt jedoch eine vergleichsweise konventionelle und geradlinige Struktur. "A Taste Of The Ambrosia" bildet dann eine eher getragene Nummer, die in der Mitte das Tempo kurzzeitig anzieht. "Anima Extraneae" leitet schließlich etwas disneyhaft in die zweite Hälfte des Albums über, die etwas melodischer, aber nicht weniger abenteuerlich ausfällt, wie "Blood Trails To Love" im Anschluss beweist. Es folgt mit "Hubris And Blue Devils" ein Song, der wieder vermehrt vom Zusammenspiel aus Gitarren- und Orchesterparts lebt und ab der Mitte eine Abfahrt in komplexere Gefilde nimmt. In diese proggige Kerbe schlägt auch "The Distance Between Us".
Das Beste hat sich Ihsahn jedoch für den Schluss aufbewahrt. Das rund zehnminütige "At The Heart Of All Things Broken" bringt mit getragen melodischen Momenten, lauten Orchesterausbrüchen und intensiven Spannungsbögen auf einen Nenner, was diese Platte so großartig macht. "Sonata Profana" sorgt für einen mysteriösen Ausklang.
Separat zum Album ist außerdem noch eine Orchesterversion verfügbar. Hier wird deutlich, dass die Platte, die Ihsahn ursprünglich als Klavierpartitur geschrieben hat, im Grunde genommen um die orchestralen Arrangements herum gebaut ist. Filmkomponisten wie Jerry Goldsmith oder John Williams kommen einem in den Sinn. Dennoch merkt man, dass ohne die Vocals und die Metal-Klänge eindeutig etwas fehlen würde. Eine nette Ergänzung, die die Entwicklung der Scheibe vom klassischen Grundgerüst zum fertigen Werk dokumentiert.
Wie schon bei den Vorgängern benötigt man ein wenig Zeit, um die einzelnen Songs für sich zu erschließen. Andererseits legt Ihsahn dem Hörer dabei nicht mehr so viele Stolpersteine in den Weg, klingen die Stücke doch wieder etwas fokussierter und kontrollierter als zuletzt.
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