laut.de-Kritik
Auf dem Gipfel des politischen Sprechgesangs.
Review von Philipp Gässlein"They call us terrorists after they ruined our countries. / Funding right wing, paramilitary monkeys, / torture the populaces, then blame the communists, / your lies are too obvious, propaganda monotonous. / And that's not socialist mythology, / this is urban warfare, to the streets of your psychology."
Wer immer noch der Mär aufsitzt, der Gipfel politischen Sprechgesangs sei seit "It Takes A Nation Of Millions To Hold Us Back" nicht mehr erklommen worden, sollte sich die Ergüsse Immortal Techniques zu Gemüte führen. Im Vergleich lässt der Rapper die Kollegen von Public Enemy nämlich wie zwei Sonntagsbergsteiger im Rettungshelikopter der Schweizer Alpenwacht aussehen. Und das, obwohl der gebürtige Peruaner fünf Jahre nach seinem herausragenden Zweitling "Revolutionary Vol. 2" selbst schon ein wenig in die Jahre gekommen ist.
Seinen scharfen Blick für die Missstände der Gesellschaft hat er jedoch ebenso wenig eingebüßt wie seine scharfe Zunge als Waffe gegen selbige. Lediglich in musikalischer Hinsicht kann das langerwartete "The 3rd World" nicht mit seinen Vorgängern mithalten. Wieso Felipe Coronel nicht an Southpaw als Hauptproduzenten festgehalten hat, wissen wohl nur die Götter, sollte der überzeugte Kommunisten überhaupt welche haben. Auch in der dritten Welt schraubt der nämlich mit "Golpe De Estado", basierend auf dem selben "Der Pate"-Sample wie "Black Republican" von Jay-Z und Nas, den fraglos besten Beat zusammen.
Zwar nicht verdorben, jedoch mit sehr mysteriösen Gewürzen bedacht wird der Brei von den anderen Köchen. Wo Shuko auftaucht, ist Soul nicht weit - sein Beat zu "Hollywood Driveby" zählt zu den besseren der Platte, ebenso wie die Beiträge von Green Lantern. "Open Your Eyes" tönt mystisch, "Stronghold Grip" von Buckwild ziemlich apokalyptisch. Der Metaphysics-Beat von "Reverse Pimpology" kommt mir allerdings um einiges zu sanft daher. So kennt man den militanten Querdenker bislang nicht.
Ein anderer Fakt ist noch erstaunlicher: Zeichnete sich IT bislang eher als raptechnischer Alleingänger aus, betritt er die dritte Welt in Begleitung einer wahren Heerschar von Gästen. Namhafter als Crooked I & Chino XL, Mojo oder Raskass geht es im Gefolge des Rappers zwar nicht zu, dennoch wäre diese Unterstützung nicht nötig gewesen. Immortal Technique hat selbst genug zu erzählen.
Absolute Bomben wie "Dance With The Devil", "Obnoxious" oder "Freedom Of Speech" bietet "The 3rd World" nicht. "Golpe De Estado" wäre ein Kandidat, beherrschte man spanisch und verstünde die Lyrics von Temperamento Y Veneno (never heard of that clown). Aber mit dem "Death March", "Mistakes" und "Hollywood Driveby" liefert das dritte Album genug Glanzpunkte, um sich zumindest mit "Revolutionary Vol. 1" mühelos messen zu können und die Konkurrenz nach wie vor alt aussehen zu lassen.
"It's just the beginning of spiritual evolution - / God will reincarnate me as revolution."
11 Kommentare mit 2 Antworten
ein bisschen spät zwar - die platte ist bereits im juni erschienen - aber trotzdem schön dass sowas besprochen wird. wenns jemanden interessiert:
http://immortaltech.im.ohost.de/
Ist das ein Mixtape?
an die revolutionary 2 kommt die neue scheibe echt nicht ganz ran (was aber auch daran liegt, dass das album schlichtweg nicht mehr zu toppen ist), ist aber dennoch empfehlenswert. alleine schon wegen der lyrics, die gewohnt hochwertig sind. für mich persönlich hat sich der kauf schon alleine deshalb bezahlt gemacht, weil ich beim ersten hören vor freude und überraschung fast vom stuhl gefallen wäre, als da doch tatsächlich und unvermittelt sick jacken auftauchte.
wer immortal technique noch nicht kennt, der sollte sich unbedingt mal die revolutionary 2 besorgen, denn wer die nicht im regal stehen hat, der hat schon verloren
bzw.
Damn homie, in high school I beat the shit out of you and your man homie
your girl wanna blow me and don't even know me
unphär unphär!!!!!
ich will den auch live sehen. eine frechheit nur einen deutschland gig zu spielen.
Geilo, gleich latsch ich mal los.
Uff, ich war auf dem selben Gig wie der legendäre Scarface-ahf
Dieser Kommentar wurde vor 6 Monaten durch den Autor entfernt.
Titeltrack ballert immer noch alles weg, aber an Revolutionary 1&2 kam das tape leider nie ran.
Meistgehörtester und wahrscheinlich auch prägendster Rapper der Nullerjahre für mich ♥