laut.de-Kritik
Spaß und Spielfreude überstrahlen alle Melancholie.
Review von Dani Fromm"Music is vibes. Music is life. Music is energy." In der sicheren Gewissheit dieser Dreifaltigkeit lässt es sich bestens musizieren, das demonstrieren Jamaram seit Jahren - auf Platten, insbesondere aber auf der Bühne. Einzig die gelegentlich aufblitzende harmlose Niedlichkeit störte mich in der Vergangenheit ab und an. Um diese im Zaum zu halten, entpuppt sich der Abstecher in den Dub unter kundiger Leitung von Produzent Umberto Echo aber als ganz exzellente Methode.
Der bedeutungsschwangeren Schwere, die dem Genre dabei oft eigen ist, muss man sich deshalb noch lange nicht unterordnen. Spaß und Spielfreude, die Jamaram seit Jahren auszeichnen, grinden auch hier an jeder Ecke unüberhörbar zwischen tropfendem Bass und knackiger Percussion hervor und überstrahlen selbst gelegentlich zelebrierte leise Melancholie.
Mit der Vielfalt ihrer Einflüsse halten die Münchener auch in Dub-Versionen nicht hinter dem Berg. Immer wieder finden Gitarren - akustisch, funky oder jaulende E-Gitarren - Unterschlupf in den hallenden Weiten. Bläser und Keyboards sowieso. Reggae liefert den roten Faden in Gestalt elend zwingender Grooves. Allerdings scheuen Jamaram den Blick nach links und rechts über den tellerrand keineswegs. So fängt ihr "Rock Steady Dub" die Hitzeträgkeit, die dereinst den Rocksteady gebar, perfekt ein.
Im Big Band-Gefühl des "Can't Bring Us Down Dub" meint man, sich eine gut ausgeleuchtete Showtreppe erheben zu sehen, wohingegen es in "Just A Little Dub" geradezu soulig zugeht. "Wake & Bake" versinkt anfangs in ebenso wohliger "Just The Two Of Us"-Stimmung. Ein Saxophon schmachtet die Melodie ohne Umweg übers Hirn ins Herz - und unversehens findet man sich in lateinamerikanisch anmutenden Gefilden wieder. Upps, wie bin ich denn hier hergekommen? Muss wohl gedankenverloren auf dem Bass herüber geritten sein ...
Mit Klackern, Ticken und blechernen Klängen hebt "Carried Away Dub" an, wirkt ungewohnt mechanisch, steril. Nicht lange, allerdings: Dazwischen keimt bald ein unverschämt organischer Bass, eine Akustikgitarre breitet ihre zarten Triebe aus. Gespeist von jede Grenze missachtender Kreativität überwuchert solides Handwerk das Geschehen so lange, bis es das Geschehen ausmacht.
Mit einem Dub-Album eine musikalische Revolution loszutreten, dürfte äußerst schwer fallen. Das schafft höchstens noch Lee 'Scratch' Perry, irgendwann in den nächsten vierundneunzig Jahren. Jamaram bleiben eher traditionell, legen mit "In Dub" aber nichtsdestotrotz ihr bisher bestes Werk vor.
7 Kommentare
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Von Umberto Echo produziert? Muss ich haben.
hört sich verdammt gut an. ich kann an dieser stelle auch wärmstens "Dub Sonata - Nights In Cuba" empfehlen. alte, kubanische vinyls wurden darauf zu einem dub mix gesamplet, der es in sich hat. einfach mal auf youtube anhören.
aber trotzdem gut.
@keine Ahnung: "Dub Sonata - NIghts In Cuba". youtube das mal
Dub Sonata ist wirklich gut. Mein Dub alltimefavorite ist das Album Musical Bones von Lee Perry. Wunderbare Dub-Grooves mit jazzigen Blasersätzen.
http://www.youtube.com/watch?v=UMVE4rnPzxM