laut.de-Kritik
Die nächste R'n'B-Klingeltontussi?
Review von Dani FrommSeit sie in "Dreamgirls" ihre wesentlich bekanntere Kollegin Beyoncé leichenblass aussehen ließ, warte ich darauf, dass sich diese Schauspielerin ihrer wahren Profession zuwendet: Jennifer Hudson muss einfach singen.
Ungefähr genau so lange befürchte ich, dass dieser unglaublich talentierten Sängerin in den Fängen einer geschäftstüchtigen Plattenfirma das Schicksal viel zu vieler Kolleginnen widerfährt.
Gepfercht in immer gleiche Arrangements kriechen diese scharenweise dem vermeintlichen Zeitgeist in den Hintern. Jede Eigenständigkeit bleibt dabei auf der Strecke. Machen sie jetzt auch aus der Frau, die für ihre Verkörperung der Effie völlig verdient einen Oscar mit nach Hause nahm, einen Vokale knödelnden R'n'B-Klingeltontussi-Klon?
Die gute Nachricht vorab: Es gelingt nicht, Kraft und Ausdrucksstärke einer in bestem Sinne erwachsen tönenden Stimme völlig zu ersticken. Jennifer Hudson singt, ohne viel Aufhebens um ihre Person zu veranstalten. Stets steht der Song, nicht die Interpretin, im Vordergrund. Nein, eine Diva ist sie nicht.
Noch nicht. Zum Glück? Nun, wäre sie eine Diva, möglicherweise hätte sie sich dagegen verwahrt, ihr Talent an derart viel unsäglich austauschbaren, bocklangweiligen Pianoballadenschmonz zu verschleudern. Klimperndes Piano, Claps und schauderhaftes Chimesgeklingel: "Innovativ" ist etwa das vorletzte Wort, das mich anspringt, angesichts dessen, das die Kollegen Brian 'BK' Kennedy, Robin Thicke oder The Underdogs auffahren.
T-Pain verbrämt den immer gleichen Brei mit ein paar Vocoder-Zeilen ("What's Wrong (Go Away)"), Polow Da Don packt immerhin eine Extraladung finsteren Bass obendrauf ("My Heart"). Dass die Langeweile ob der tausendfach gehörten Kombinationen trotzdem kein ganz leichtes Spiel hat, liegt einzig und allein an der Darbietung Jennifer Hudsons.
Diese rettet selbst den belanglosesten Schmachtfetzen in Regionen des guten Durchschnitts und läuft zu Höchstformen auf, kaum dass der musikalische Rahmen die 08/15-Ödnis der Balladenklischees einmal sprengt. Roh, dreckig fast, reitet sie an der Seite von Ludacris rhythmische Beatbox-Spielereien aus dem Hause Timbaland: "Don't make me hit you with my pocketbook" - besser nicht!
Bei StarGate möbelte man "Can't Stand The Rain" mit Bass und Akustikgitarre auf: Äußerst wohltuend, wenn einmal abseits der ausgelatschten Pfade marschiert wird. Wenn einem partout nichts Neues einfallen möchte, dann bleibe man doch bitte gleich auf klassischem Soul-Terrain.
Da schlägt sich Jennifer Hudson bekanntermaßen bestens. Ihr zentraler Song aus "Dreamgirls", "And I'm Telling You I'm Not Going", hat in den seitdem ins Land gegangenen Jahren nichts an Macht eingebüßt. Gemeinsam mit Kollegin Fantasia legt Hudson mit "I'm His Only Woman" ein Duett, eher schon ein Duell, hin, das sich gewaschen hat.
Traditionelles Gospel-Material vom Schlage "Jesus Promised Me A Home Over There" verfügt ohnehin über einen ganz eigenen Zauber. Zurückhaltend instrumentiert mit Klavier- und Orgelklängen wird hier überdeutlich offenbar: Eine Sängerin der Qualität Jennifer Hudsons braucht keinen schmückenden Zierrat.
11 Kommentare
Recht hat er, der Kritiker.
Eine Wahnsinnsstimmer einer Frau, die dieses Jahr das erlebt habt, was man niemanden wünscht:
Den Mord der eigenen Mutter, des Bruder und des Neffen zu erleben ist eine Tragik, wie sie hoffentlich niemanden passiert.
Ich hoffe und wünsche das sie diese Zeit gut übersteht und irgendwann wieder in der Lage sein kann, mit ihrer ausdruckvollen Stimme Musikliebhaber zu verzaubern.
Hört euch bitte "Spotlight" an, ein von Ne-Yogut geschriebener Song, der wunderbar zu ihrer Stimme passt.
Klasse Stimme. Klasse Song.
Genau, da hat er recht, der Kritiker!
der depp!
Ja, sehe ich genauso, es gibt so viele klasse Sängerinnen, die aber dann nur wieder diesen Standard schnurzlangweiligen R&B machen. Mich regt das echt auf. Scheiß Produzenten! Naja, auch wenn das mal wieder fast nur Standard-R&B ist, ist es trotzdem irgendwie toll, und das liegt echt einfach daran, dass diese großartige Stimme von Jennifer Hudson, einfach nicht schlecht zu machen ist. Es gibt kaum eine weibliche Stimme, die besser ist, finde ich!
@sunny rob (« Ja, sehe ich genauso, es gibt so viele klasse Sängerinnen, die aber dann nur wieder diesen Standard schnurzlangweiligen R&B machen. Mich regt das echt auf. Scheiß Produzenten! Naja, auch wenn das mal wieder fast nur Standard-R&B ist, ist es trotzdem irgendwie toll, und das liegt echt einfach daran, dass diese großartige Stimme von Jennifer Hudson, einfach nicht schlecht zu machen ist. Es gibt kaum eine weibliche Stimme, die besser ist, finde ich! »):
Beverly Knight schonmal gehört? Chrisette Michele?
@freddy (« »):
Hehe immer dasselbe... was nennst du dich auch Freddy