laut.de-Kritik

Rock-Pop im Gefolge von Fleetwood Mac.

Review von

"Black & Gold" drückt als Albumtitel den Charakter von Blueserin Joanne Shaw Taylors neuem Album aus. Der Bluesrock im engeren Sinne beschränkt sich auf Stücke wie "Hell Of A Good Time". Schwarz steht im Allgemeinen fürs Schlichte, aber auch Elegante, für Kompromisslosigkeit und Dunkelheit, Gold für Prunk und Glanz. Geradlinig und schillernd - so lassen sich auch die elf (auf Vinyl zehn) Songs zusammenfassen.

Besonders brillant und überraschend dehnt die Alternative-Ballade "Look What I've Become" die Genre-Grenzen aus. Wie schon beim Vorgänger schickte die britische Wahl-Amerikanerin sehr viele Singles vorab auf die Reise, sodass man sich mit dem Sound der Platte lange vertraut machen konnte. Die Strategie ist es, fast jeden Monat einen Release zu lancieren, um der Streaming- und Social Media-Algorithmik Futter zu liefern.

Das setzt natürlich voraus, kraftvolle Nummern zu haben, die sich als Einzelgänger bewähren. Das Titellied "Black & Gold" unterhält als straighter Classic Rocker in raspelnd-rauer Stimmlage. Gerade mit etwas Schmirgel auf der Stimme entfaltet die 39-Jährige eine charismatische Wirkung und gibt sich als weibliche(r) Rod Stewart. Weich, jedoch von tranchierenden E-Gitarren-Linien durchzogen, lässt auch "Who's Gonna Love Me Now?" der Instrumentalistin Raum für diese Gesangstechnik.

Lange hatte Taylor in erster Linie als versierte Gitarristin von sich reden gemacht. Was sie zweifelsfrei geblieben ist - man höre etwa das nachdrückliche "Hold Of My Heart" samt Bluegrass-Einsprengseln. Erst in der Zusammenarbeit mit ihrem Freund und Mentor Joe Bonamassa wandte sie während der Corona-Jahre mehr Zeit und Aufmerksamkeit für ihren gesanglichen Ausdruck auf. Auf Bonamassas Journeyman Records veröffentlicht sie nun auch dieses Album wieder.

Was Joanne hier zum rauen Auftreten verleitet, ist der Lernvorgang, sich von manipulativen Personen abzugrenzen: "I Gotta Stop Letting You Let Me Down" handelt von Untreue und Hinhalte-Taktik. "Love Lives Here" vollzieht einen harten Schnitt mit der Vergangenheit und betont, dass nostalgisches Nachtrauern nichts nütze, wenn sich ein Partner in ein nicht wieder erkennbares Wesen verwandelt habe, der sich heute fremd anfühle. Die Gitarren in dem einen Song spielen die pure Rebellion und kreischen das Leid aus dem Herzen heraus, im zweiten geben sie in 120 Sekunden Outro Zeit zum Nachdenken.

Zumal die Singer/Songwriterin neben New York auch Nashville und Detroit gut kennt, sind Country und Soul zwischendurch auch Reviere, in denen sie grast. Country fließt in "Summer Love" ein. Soul hatte Joanne schon öfter als Thema, dieses Mal lässt sie das Genre aber weg. Dafür hat der entspannte englisch-amerikanische Pop-Blues-Folk-Rock der Late Seventies von Fleetwood Mac oder Joan Armatrading es Shaw Taylor angetan, wie sich dieses Mal wieder auf "Grayer Shade Of Blue" und "All The Things I Said" erkennen lässt.

Der Longplayer ist mühelos durchhörbar, weist klare Songstrukturen auf, hat gute Melodien von simpel bis vertrackt, blumig bis trocken. Joanne mimt die Freundin, die einem im Café erzählt, was sie so erlebt und sich dabei gedacht hat. Ihre Vocals tragen das Werk ebenso wie es die transparenten Arrangements tun, die es beim Hören leicht machen. Auch wenn Shaw Taylor das Rad nicht neu erfindet, macht sie (wieder mal) alles richtig.

Trackliste

  1. 1. Hold Of My Heart
  2. 2. All The Things I Said
  3. 3. Black & Gold
  4. 4. Who's Gonna Love Me Now?
  5. 5. I Gotta Stop Letting You Let Me Down
  6. 6. Summer Love
  7. 7. Grayer Shade Of Blue
  8. 8. Hell Of A Good Time
  9. 9. Look What I've Become
  10. 10. What Are You Gonna Do Now?
  11. 11. Love Lives Here

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