laut.de-Kritik

Geradliniger Wohlklang mit weniger Soli und mehr Soul.

Review von

Die Engländerin Joanne Shaw Taylor hat sich nach mehreren Umzügen mehrere Regionen der USA erschlossen, kennt Nashville wie Detroit und verinnerlicht - "All The Way From America" - die entsprechenden Musikfarben vom Soul Motowns über Country und Blues der Südstaaten bis zu den Starkstrom-Riffs ihres Gitarrenkollegen und Freundes Joe Bonamassa.

Die gemeinsame Reise der beiden durch amerikanische Retro-Elemente geht nun in ein viertes Kapitel, das so klingt wie es heißt: "Heavy Soul". Das erste befasste sich mit Repertoire-Erweiterung und Diggen alter Nuggets. In Phase zwei arbeitete Joanne statt Fokus auf die Saiten mehr ihre Stimme und Interpretations-Spielräume beim Covern aus. In Teil drei verband die Dave Stewart-Entdeckung ihre Anfänge mittels Eurythmics-Tribute mit der Jetztzeit als Electric Blueserin und wandte ihre gesteigerte Vokal-Finesse auf Bluespop, Soulblues, Songwriter-Musik mit dezenten bluesy Anklängen an, das Schroffe und Donnernde ihrer früheren Werke ließ sie beiseite.

Neue Stücke wie "Black Magic" lassen ihre 38-jährige Stimme immer noch mit der Naivität einer 17-Jährigen ertönen, bis sie im nächsten Takt rau, abgeklärt wie eine 75-Jährige kräht, die alles erlebt hat und kennt. Diese Wandelbarkeit macht Joanne zu einer interessanten Performerin, ihre Stories verfolgt man gerne bis zum Ende.

"Drowning In A Sea Of Love" nimmt ein erfrischendes Sound-Bad in Jazz-Breaks, glühendem Gitarren-Zetern und einer klar führenden Storyteller-Stimme mit Message. Im wippend vibenden "A Good Goodbye" behandelt Joanne verletzte und einseitige Gefühle mit einem Vibrato in der Kehle, von dem sich Rod Stewart noch eine Scheibe abschneiden kann, weil es so sexy heiser klingt wie er, aber dann auch noch richtig deep-soulig-kratzig und zugleich elegant und schön. Auf Lambchop-Pfaden tänzelt Joannes Fusion aus hüpfendem Rhythm'n'Blues im Kontext typischer Country-Akkordfolgen.

"Sweet 'Lil Lies" mit ordentlich Klimper-Klavier und gelenkigen Fender Strat-Riffs belegt wieder die Kernkompetenz Shaw Taylors: Stringenz. Nicht nur der Titel, sondern auch die Straightness und Eingängigkeit erinnern an Fleetwood Macs "Sweet Little Lies", Joanne hat aber ein völlig neues Lied. Auch "Wild Love" und "Devil In Me" setzen auf Uptempo und enthalten neben schönen Gniedel-Passagen dieses klassische American-Highway-Weite- und Ferne-Feeling.

"All The Way From America" handelt derweil nicht von den Staaten, sondern von einer Fernbeziehung im Warmhalte-Modus. Es ist das Cover eines Standalone-Stücks von Joan Armatrading, die den Song 1980 auf 7-Inch-Vinyl und nie auf einem Album heraus brachte. "But the years and the tears and the fears passed by / And my heart couldn't stand the pain of that promised love / all the way from America" - schöne Entdeckung aus ganz hinten im Plattenschrank.

Das lässige "Change Of Heart" ist ein moderner, rau angerockter Northern Soul-Rhythm'n'Blueser, wie er aus der Riege von Simply Red oder Nathaniel Rateliff stammen könnte. Joanne gelingt auf Bonamassas Label gute Unterhaltung auf handwerklich und gestalterisch hohem Niveau. Dabei setzt sie auf das wohlige coming home-Gefühl vertraut wirkender Sounds.

Trackliste

  1. 1. Sweet 'Lil Lies
  2. 2. All The Way From America
  3. 3. Black Magic
  4. 4. Drowning In A Sea Of Love
  5. 5. A Good Goodbye
  6. 6. Heavy Soul
  7. 7. Wild Love
  8. 8. Someone Like You
  9. 9. Devil In Me
  10. 10. Change Of Heart

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