laut.de-Kritik
Klasse Mischung aus feinstem R'n'B, Soul und tanzbarem Hip Hop.
Review von"Better Days" ist der vierte Streich des New Yorker Soul-Musikers Joe. Wer dessen letztes Album "My Name Is Joe" kennt, der darf doch recht hohe Erwartungen an sein neues Werk stellen. Schließlich wurde der Vorgänger mit dreifach Platin und vier Grammy-Nominierungen in den USA geehrt. Eins vorab: Der Käufer von "Better Days" wird nicht enttäuscht, im Gegenteil.
Mit seinen 14 neuen Songs bietet Joe auf seinem neuesten Silberling eine klasse Mischung aus feinstem R'n'B, Soul und tanzbaren Hip Hop Klängen, wobei letztere klar in der Minderheit sind, denn das Album hat seinen Schwerpunkt eindeutig auf "Slow Jams", was soviel bedeutet wie ruhige, sanfte, kuschelige Soul-Balladen. Wie bei seiner letzten CD hat sich Joe auch diesmal wieder schlagkräftige Unterstützung ins Tonstudio geholt. So veredelten Shaggy und der The Boys Choir Of Harlem mit ihren Stimmen den Song "Ghetto Child", und der Rapper Petey Pablo ist auf dem Remix von "Let's Say Home Tonight" zu hören. Produziert wurde die Scheibe von Allen 'Allstar' Gordon, Kedar Massenburg (Erykah Badu) und Joe selbst, der von den 14 Songs ganze elf schrieb, komponierte und produzierte. Somit muss man Joe den Rang eines Soul-Künstlers der Extraklasse einräumen, denn dass Interpreten ihre Lieder selber komponieren und produzieren ist doch eher selten geworden im Musikretortengeschäft.
Der Opener "Let's Stay Home Tonight", zugleich die erste Singleauskopplung, ist eine groovige, mit Hip Hop Tunes versetzte Soul Nummer, die um Klassen besser gefällt als der dazugehörige Remix. Aber das ist wohl Geschmackssache.
Der Titelsong "Better Days" ist eine sehr schöne R'n'B Ballade, die die Geschichte einer schwarzen jungen Frau erzählt, die ihr Kind in Armut aufzieht und auf bessere Zeiten ("Better Days") hofft. Joe singt also nicht nur von nackten Frauenkörpern und Kerzenlicht, was für R'n'B Artists mittlerweile Standard ist, sondern auch von sozialen Problemen. Das verdient Anerkennung und Respekt.
Wie auch die wohl beste Nummer des Albums "What If A Woman". Denn der Song reflektiert das oft rücksichtslose Verhalten von Männern ihren Partnerinnen gegenüber, indem er fragt, was eigentlich wäre, wenn sich Frauen so verhalten würden wie Männer. Obwohl Joe mit diesem Thema den Hass der männlichen Hörerschar auf sich zieht, ist ihm das Sache ernst und wichtig genug, um darüber zu singen.
Außerdem positiv im Ohr hängen blieb "Ghetto Child" mit Shaggy. Zwar klingt das Stück sehr nach Mainstream-Soul und erinnert dank des Kinderchors irgendwie an Michael Jackson Nummern, aber erstaunlicherweise muss der Zuhörer festzustellen, dass Shaggy außer seinem geknödelten Raga Style Rap sogar gewisse gesangliche Qualitäten besitzt, die bisher völlig untergegangen sind. Erstaunlich!
"Better Days" ist für jeden R'n'B Fan ein Muss und wird sicherlich unter den fünf besten Soul Platten des Jahres zu finden sein. Wären da nicht ein, zwei Durchhänger wie "I Like Sexy Girls", müsste man der Scheibe glatt Höchstwertung geben. Bleibt nur noch, Joe die Daumen zu drücken, dass es dieses Mal mit einem Grammy klappt.
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